Im Kampf um die strategisch wichtige Stadt Tal Afar im Norden des Irak haben die Rebellen an Boden gewonnen. Die Sicherheitskräfte beharrten am Montag zwar darauf, weiter die Kontrolle über die schiitische Enklave in der mehrheitlich sunnitischen Provinz Ninive zu halten. Doch zahlreiche Einwohner und Behördenvertreter sagten, Rebellen hätten Teile der Stadt in ihre Gewalt gebracht. Nach Kämpfen mit den Aufständischen hätten sich die Sicherheitskräfte und Stammesmilizionäre aus der Stadt zurückziehen müssen, sagte ein Vertreter der Provinzverwaltung, der anonym bleiben wollte.
Der Einwohner Mohammed Chalil sagte, die Extremisten hätten Teile der Stadt erobert und die Einwohner würden ins nahegelegene Sindschar fliehen. Der örtliche Regierungsvertreter Abdulal Abbas sagte, die Stadt sei mit "Märtyrern, Verletzten, Chaos und Flüchtlingen" konfrontiert. Abbas sprach von 200.000 Flüchtlingen und forderte internationale Unterstützung. Die Bevölkerung von Tal Afar ist mehrheitlich schiitisch, während die umliegenden Gebiete vorwiegend von sunnitischen Arabern und Kurden bewohnt sind.
Die Stadt hatte bisher der Offensive der radikalen Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (Isis) widerstanden, die vergangene Woche die gesamte Provinz Ninive einschließlich der Großstadt Mossul in ihre Gewalt gebracht hatte. Tal Afar diente dabei der Regierung als Bollwerk zwischen den von den Extremisten kontrollierten Gebieten im Irak und Syrien, wo sie ebenfalls Gebiete im Nordosten des Landes kontrollieren. Der Verlust von Tal Afar wäre ein weiterer Rückschlag für die Armee, die jüngst eine Offensive startete, um Isil zurückzudrängen.