Die Wahlkommission teilte unterdessen mit, dass sich an der Abstimmung am Samstag auch tausende Häftlinge beteiligen könnten, darunter der gestürzte Machthaber Saddam Hussein. Der verheerendste Anschlag wurde in Tal Afar hundert Kilometer östlich der syrischen Grenze verübt. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich auf einem belebten Markt in seinem Wagen in die Luft. Polizeichef Nadschim Abdullah berichtete von 30 Toten und 45 Verletzten.
Gezielt seien Zivilpersonen getötet worden, denn zur Zeit des Anschlags hätten sich keine irakischen Sicherheitskräfte oder US-Soldaten in der Nähe befunden, sagte Abdullah. In Bagdad verübten die Aufständischen ein Dutzend Anschläge, bei denen zahlreiche Opfer zu beklagen waren. Allein der Selbstmordanschlag auf einen Kontrollpunkt im Westen der Stadt kostete acht irakische Soldaten und eine Zivilperson das Leben. Zwölf weitere Menschen wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte.
US-Präsident George W. Bush und die irakische Regierung haben wegen des geplanten Verfassungsreferendums vor einer neuen Welle der Gewalt gewarnt. Die Ankündigung, auch allen Häftlingen die Chance auf eine Beteiligung zu geben, war Beobachtern zufolge eine Geste an die Aufständischen. "Alle noch nicht verurteilten Gefangenen haben das Recht zu wählen", sagte Abdul Hussein Hindawi von der Wahlkommission in einem Telefoninterview der Nachrichtenagentur AP. Im berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib, in Camp Bucca und zwei weiteren Militärgefängnissen der US-Streitkräfte sitzen mehr als 12.000 Häftlinge.
Der erste Prozess gegen Saddam Hussein ist für den 19. Oktober angesetzt, vier Tage nach der Volksabstimmung am Samstag. Die irakische Regierung erließ unterdessen Haftbefehle gegen 27 Mitarbeiter der Übergangsregierung von Ministerpräsident Ijad Allawi. Unter ihnen sind der ehemalige Verteidigungsminister Hasem Schaalan, der sich inzwischen nach Jordanien abgesetzt hat, sowie die Minister für Arbeit, Verkehr, Elektrizität und Wohnungswesen, wie ein Sprecher der Entbaathifizierungs-Kommission mitteilte. Sie sollen mitverantwortlich dafür sein, dass bei Einkäufen für die irakischen Streitkräfte eine Milliarde Dollar verschwunden sind oder veruntreut wurden.
Ermittlungen zufolge sollen Millionen Dollar in überteuerte Geschäfte für veraltete Waffen und Ausrüstungsgegenstände geflossen sein, offenbar um Geld zu waschen.
AP