Italien Geheimdienst rechnet fest mit Anschlägen

300 bis 400 radikale Islamisten sollen nach Geheimdienst-Schätzung in Italien leben, verteilt auf rund ein Dutzend Städte. Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass die Terroristen bereit sind, Anschläge zu verüben.

Extremistische Zellen sind nach Einschätzung des Chefs des parlamentarischen Geheimdienstausschusses zu Anschlägen in Italien bereit. Allerdings gebe es keine Informationen über konkrete Pläne, sagte Enzo Bianco am Donnerstag nach Beratungen des Ausschusses mit dem Chef der italienischen Geheimdienste, Nicolo Pollari. "Es gibt heute bereits logistische Zellen mit dem Potenzial zuzuschlagen", so Bianco vor der Presse in Rom. "Deshalb denken wir - ohne in Panikmache verfallen zu wollen - das unser Land gefährdet ist." Es sei bekannt, dass Italien ein mögliches Anschlagsziel sei. "Es liegen keine genauen Informationen vor, die darauf hindeuten, dass ein Anschlag vorbereitet wird. Wir wissen nicht wo, wissen nicht wann, wissen nicht wie."

Die Zahl der islamistischen Extremisten im Land wird von Geheimdiensten mit 300 bis 400 angegeben, in etwa einem Dutzend Städte existierten Terrorzellen. Die Geheimdienste sind bereits seit Jahren der Ansicht, der Vatikan und Italien gehörten zu den Hauptzielen islamistischer Terroristen. Ministerpräsident Silvio Berlusconi gilt als enger politischer Vertrauter der USA. Fast 3000 italienische Soldaten sind im Irak stationiert.

Nach den ersten Selbstmordanschlägen in Westeuropa in der vergangenen Woche in London hatte Innenminister Giuseppe Pisanu gewarnt, der Terrorismus klopfe an der Tür Italiens. Pisanu forderte eine Verschärfung der Sicherheit im Land. Am Freitag will die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi darüber beraten. Allerdings hat Berlusconi bereits Forderungen seines Koalitionspartners Lega Nord zurückgewiesen, die Sicherheit an den italienischen Grenzübergängen zu erhöhen und stärker gegen illegale Einwanderung vorzugehen.

Bianco zufolge ist die illegale Einwanderung angesichts der terroristischen Bedrohung nicht die zentrale Frage. "Wir haben die Anschläge vom 11. September in New York, die in Madrid und vor ein paar Tagen in London gesehen: Die Terroristen waren jedes Mal schon in den Ländern oder legal eingereist." In Italien hatte die Polizei am Mittwoch bei landesweiten Razzien gegen mutmaßliche Moslemextremisten 174 Menschen festgenommen.

DPA · Reuters
DPA/Reuters