Trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen ist kurz nach der Abreise von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld aus Kabul am Donnerstag nahe der dortigen US-Botschaft eine Rakete eingeschlagen. Nach ersten Erkenntnissen der Internationalen Schutztruppe ISAF wurde niemand verletzt. Unklar blieb, ob es sich um einen gezielten Angriff auf die Botschaft handelte und wer die Rakete abfeuerte. Trotz der in Teilen Afghanistans anhaltenden Gewalt hatte sich Rumsfeld bei seinem eintägigen Besuch zufrieden mit den Fortschritten des Landes gezeigt.
Noch zehn Jahre in Afghanistan?
Der internationale Afghanistan-Einsatz wird nach Einschätzung des Kommandeurs des Bundeswehr-Kontingents in Kabul "realistisch gesehen noch weit länger als zehn Jahre dauern". Oberst Rudolf Retzer sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", mit einer dauerhaften Stabilisierung des Landes sei erst zu rechnen, wenn die derzeit Sechs-, Sieben- und Achtjährigen in dem Alter seien, dass sie zunehmend die Verantwortung übernehmen könnten. Das deutsche ISAF- Kontingent umfasst rund 1500 Soldaten.
Zunehmende Kämpfe
Wegen Rumsfelds Besuchs und der verfassungsgebenden Großen Ratsversammlung (Loja Dschirga) in der kommenden Woche galten in Kabul strenge Sicherheitsvorkehrungen. Die Rakete detonierte rund zwei Stunden nach dem Ende von Rumsfelds eintägigem Afghanistan- Besuch. Bei einem Aufenthalt im Mai hatte Rumsfeld das Ende der "größeren Kampfhandlungen" in Afghanistan erklärt. Seit August haben Angriffe radikal-islamischer Rebellen wie der Taliban besonders im Süden und Osten des Landes allerdings spürbar zugenommen.
Nach mehreren Angriffen auf humanitäre Organisationen stellt Ärzte ohne Grenzen (MSF) die Aktivitäten im Süden Afghanistans weitgehend ein. MSF hatte bislang in einem Vertriebenenlager mit mehr als 40 000 Menschen Basisgesundheitsprojekte und ein Ernährungszentrum betreut. Mutmaßliche Taliban töteten unterdessen im Westen des Landes mindestens einen afghanischen Behördenmitarbeiter. Sechs weitere Menschen wurden bei dem Angriff verletzt.