Die "Rhein-Zeitung" in Koblenz/Mainz betont, dass Asien für die wirtschaftlichen Entwicklungen in diesem Jahrhundert die entscheidende Kraft ist:
"Der Raketentest ist ein Weckruf für die Europäer. Denn er erinnert an das, was man in Europa nur allzu gern verdrängt: Das 21. Jahrhundert wird ein asiatisches Jahrhundert. Und es ist bereits voll im Gang. Während sich Europa - in mancher Hinsicht nicht umsonst einst von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld als "alter Kontinent" bezeichnet - voll auf die Schuldenkrise und den Abzug aus Afghanistan konzentriert, werden weiter östlich weitgehend unbeachtet die Karten neu gemischt und Machtverhältnisse neu geordnet."
Der "Standard" in Wien sieht die nukleare Aufrüstung Indiens vor allem als Strategie, um sich gegen China zu behaupten:
"Im engeren strategischen Fokus steht für Delhi die Rivalität zu China. 1962 haben die Inder einen Grenzkrieg gegen die Chinesen verloren, es gibt noch immer Territorialstreitigkeiten zwischen beiden Ländern. Mit der Einsatzfähigkeit von Agni V ab 2014 gleicht Indien etwas von der nuklearen Überlegenheit Chinas aus. Genau diese Waffengleichheit mögen auch die USA im Sinn gehabt haben, als sie das Nukleararsenal Indiens 2008 de facto legitimierten."
Die "Bild"-Zeitung in Berlin schürt die Sorge über ein neues "Pulverfass Fernost":
"Die weltweiten Rüstungsausgaben sind 2011 zum ersten Mal seit elf Jahren nicht gestiegen. Einzige Ausnahme: Asien! China und Indien haben ihre Waffenarsenale kräftig aufgestockt. Mit seinem Raketentest demonstrierte Indien jetzt den Anspruch auf die Vorherrschaft in Asien. Das kann uns nicht egal sein! Die Atomraketen in Asien sind zwar keine direkte Bedrohung für Berlin, Paris und London. Aber mit dem Wettrüsten entsteht ein neues Pulverfass, das auch für Europa bedrohlich wirkt. Denn der Frieden in Asien und die boomende Wirtschaft in Fernost sind die Garanten für unser Wachstum und Millionen sichere Jobs. Deshalb muss Deutschland Asien ein deutliches Signal senden: Nur Frieden bedeutet Wohlstand - für uns alle!"
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kritisiert die Darstellungen der indischen Regierung, die die Tests begleiten:
"Natürlich hat es eine gewisse Logik, wenn Indien seine Raketenrüstung dem Stand seines Nachbarlandes China anzugleichen versucht. Aber Politik, Rüstungspolitik zumal, entwickelt zuweilen eine Dynamik, die für alle Beteiligten höchst unerfreulich sein kann. Von einem Wettrüsten in Asien ist schon lange die Rede. Dabei blicken die Fachleute aber meistens nach Ostasien. In Südasien ging es bislang deutlich ruhiger zu, was damit zusammenhing, dass Indien seine Aufrüstung nicht derart konsequent wie China forcierte. Man darf bezweifeln, dass sich das in näherer Zukunft ändern und das Indien versuchen wird, auf allen Feldern zu China aufzuschließen. Aber die Rhetorik, mit der die indische Regierung und Öffentlichkeit den erfolgreichen Raketentest begleiten, muss nachdenklich stimmen."