Drei Tage nach dem Terroranschlag in Afghanistan ist das Bundeswehrflugzeug mit den vier getöten deutschen Soldaten am Dienstag auf dem Flughafen Köln-Wahn gelandet. An der Gedenkfeier für die vier Männer wollten Bundesverteidigungsminister Peter Struck und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhan, teilnehmen. Danach sollte nach Angaben der Pressestelle der Luftwaffe in Köln-Wahn ein Trauergottesdienst im engsten Kreis unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten werden.
Mehr als 1000 Soldaten der Afghanistan-Schutztruppe hatten zuvor in Kabul Abschied von vier Bundeswehrsoldaten genommen, die bei dem bisher schwersten Anschlag auf die internationale Einheit ums Leben kamen. Nach der Trauerfeier fuhren vier mit schwarzen Tüchern überzogene Militärlastwagen mit den vier Holzsärgen zum Flughafen, von wo aus die Toten nach Deutschland übergeführt wurden.
"Gefühl der Ohnmacht"
"Ihr Tod lässt uns mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück", erklärte der amtierende Kommandeur der 5.000 Mann starken ISAF, der niederländische Brigadegeneral Robert Bertholee, in seiner Ansprache im Hauptquartier der Schutztruppe. "Es gibt kaum eine Möglichkeit, uns gegen eine solch feige Tat wie diese zu schützen." Jetzt werde die ISAF deutlich machen, dass sie sich nicht einschüchtern lasse. Mit der Fortsetzung der Mission erweise sie den toten Soldaten ihren Respekt. An der Trauerfeier nahmen auch der afghanische Innenminister Ali Ahmad Dschalali und mehrere Diplomaten teil.
"Teilen alles, auch die traurigsten Augenblicke"
Auch der Kommandeur der rund 2.000 deutschen Soldaten in Afghanistan wandte sich an die Trauerversammlung. "Wir teilen alles, und das schließt auch die traurigsten Augenblicke im Leben eines Soldaten ein", sagte Brigadegeneral Werner Freers.
Bei dem Anschlag auf einen Bus der ISAF wurde auch ein afghanischer Passant getötet. 29 Bundeswehrsoldaten, die nach einem sechsmonatigen Einsatz in Afghanistan auf dem Weg zum Flughafen waren, wurden verletzt, ebenso bis zu zehn afghanische Passanten. Der Fahrer des Taxis, in dem die Sprengladung zur Explosion gebracht wurde, kam ums Leben. Als Urheber des Anschlags werden Mitglieder des Terrornetzwerks El Kaida, Anhänger des 2001 gestürzten Taliban-Regimes oder Kämpfer des Milizenführers Gulbuddin Hekmatyar vermutet.
Bei dem bislang schwersten Anschlag auf Bundeswehr-Angehörige im Ausland waren am Samstag in Kabul vier deutsche Soldaten getötet und 29 verletzt worden.
Debatte über Sicherheit
Der schwerste Anschlag auf die Bundeswehr im Ausland entfachte eine Debatte über die Sicherheit der Soldaten und die geplante Ausweitung der Afghanistan-Mission. Grünen-Chefin Angelika Beer sagte der "Rheinischen Post", es gebe keine Hinweise, dass Schutzmaßnahmen außer Acht gelassen worden seien. "Gegen Selbstmordattentäter gibt es keinen 100prozentigen Schutz."
Die Grünen befürworten eine Ausweitung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan. Nach den Worten ihres verteidigungspolitischen Sprechers Winfried Nachtwei muss das Engagement verstärkt werden, um die Sicherheitslage in ländlichen Regionen zu verbessern. Das sagte Nachtwei der "Berliner Zeitung".
Gerade auf dem Land werde sich die Sicherheitslage in den kommenden Wochen noch verschärfen. "Vieles spricht dafür, dass die Attentäter ihre Politik der Nadelstiche fortsetzen werden, um die internationale Friedenstruppe zu demoralisieren und aus dem Land zu treiben", sagte Nachtwei. Die Union hatte die Regierung aufgefordert, die angepeilte Ausweitung des Einsatzes über Kabul hinaus zu streichen oder zumindest zu verschieben.
Ruf nach mehr Schutzfahrzeugen
Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Arnold, verlangte in der "Welt" mehr Schutzfahrzeuge vom Typ "Dingo" für die Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan. Auch sein Amtskollege von der Union, Christian Schmidt, forderte in der gleichen Zeitung mehr gepanzerte Fahrzeuge. Außerdem müssten "Leopard"-Kampfpanzer nach Kabul verlegt werden, weil man "für den Fall des Falles gerüstet sein" müsse.
Erkundungsteam auf dem Weg
Noch am Dienstag wollte sich ein Erkundungsteam der Bundeswehr auf den Weg nach Afghanistan machen. Es soll klären, ob eine Ausweitung des bisherigen Einsatzes über das Stadtgebiet von Kabul hinaus möglich ist. Nach der zehn- bis 14-tägigen Reise will die Bundesregierung eine Entscheidung treffen. Die Bundeswehr stellt für die internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF derzeit 2400 Mann.