Darren Karr machen "die alten Leute in der Regierung krank", und deshalb will er selbst Präsident der Vereinigten Staaten werden. Gene Amondson kündigt im Fall seiner Wahl einen Kreuzzug gegen Alkohol, Tabak und Drogen an wie in den "goldenen 20er Jahren der Prohibition". Tom Wells hat seinen Auftrag zur Kandidatur vom Heiligen Vater persönlich erhalten. Die Sozialkundelehrerin Georgia Hough will mit ihrer Kandidatur einfach nur den Nachwuchs für Politik interessieren.
Sozialisten, Fundamentalisten und Exoten
Außer US-Präsident George W. Bush und dessen demokratischem Herausforderer John Kerry wollen zurzeit noch 47 weitere Präsidentschaftskandidaten ins Weiße Haus einziehen. Dazu gehören Politiker und Vertreter von zwölf Parteien wie der Grünen, Sozialisten, christlichen Fundamentalisten, Sozialliberalen und Exoten wie der Partei zur Wiederauferstehung der pfeifenden Vogelspinne (Selenocosmia Crassipes) und der Lichtpartei.
Keiner der Außenseiter hat eine realistische Chance, 44. US-Präsident zu werden. Aber einer könnte nach jüngsten Umfragen zumindest einen Präsidentenwechsel verhindern: In Florida und drei weiteren besonders heiß umkämpften Bundesstaaten könnte der Verbraucheranwalt Ralph Nader dem demokratischen Herausforderer John Kerry wahlentscheidende Stimmen abspenstig machen.
Als "Stachel im Fleisch der Demokraten" hat sich der 70-Jährige scheinbar mit voller Absicht zur Zielscheibe von Hass- und Schmierenattacken gemacht. Nach der verlorenen Wahl im Jahr 2000 machten die Demokraten in Nader einen der Mitschuldigen aus. 97 000 Wähler stimmten in Florida für den Konsumentenvertreter. Der Demokrat Al Gore verlor die Skandalwahl in dem "Sonnenscheinstaat" mit ganzen 537 Stimmen Differenz zu George W. Bush.
Nader bleibt stur
Nader habe sich von einem selbstlosen Verbraucheranwalt zu einem mit sich selbst beschäftigten Egoisten entwickelt, heißt es in einer Leserzuschrift im US-Nachrichtenmagazin "Time". Ein anderer Leser kritisiert, dass den Kandidaten die unersättliche Sucht plage, seine "15 Minuten Ruhm" verlängern zu wollen. Was haben die Demokraten und deren Sympathisanten in diesem Wahlkampf alles versucht, um den "mürrischen Nader" aufs Altenteil abzuschieben: gutes Zureden, ein Gespräch mit Kerry, Schmierenkampagnen und schließlich der Gang vor die Gerichte.
Der Erfolg scheint auf den ersten Blick uneinheitlich: In dem besonders wichtigen und deshalb zwischen Demokraten und Republikanern heiß umkämpften "Schlachtfeldstaat" Pennsylvania ist Nader per Gerichtsbeschluss von der Kandidatur ausgeschlossen. In 34 anderen Bundesstaaten sowie der Hauptstadt Washington darf der Sohn libanesischer Einwanderer dagegen antreten. Nader bestreitet, was Republikaner offen zugeben: Danach haben ihm Mitglieder der Bush-Partei finanziell geholfen, um Herausforderer Kerry zu schaden.
"Wir verlieren, um zu gewinnen",
Der Verbraucherschützer und Autor begründet seine Kandidatur damit, dass es aus seiner Sicht "zu viel Macht und zu viel Reichtum in zu wenigen Händen gibt". Außerdem seien die Demokraten wie die Republikaner großen Konzernen verpflichtet. Das Land benötige mehr Wettbewerb, damit es nicht von den beiden Parteien an den "höchsten Bieter" verschachert werde, sagt der Anwalt aus dem Bundesstaat Connecticut. "Wir verlieren, um letztendlich zu gewinnen", ist Naders Wahltaktik. Sein Ziel bleibe auf lange Sicht die Beseitigung des Zwei-Parteien-Systems in den USA.