Bei der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) liegt nun ein Kompromiss, der zu einem "Übergang" weg von fossilen Energien aufruft. COP-Präsident Sultan Ahmed al-Dschaber verkündete die Entscheidung am Mittwoch im Konferenzplenum, nachdem keines der fast 200 Länder Einwände erhoben hatte. "Wir haben die Grundlage für einen transformativen Wandel", sagte al-Dschaber unter dem Beifall der Delegierten. Länder wie Deutschland setzten sich aber nicht mit ihrer Forderung durch, einen weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zu vereinbaren.
In dem Kompromissbeschluss wird aufgerufen zu einem "Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen, auf eine gerechte, geordnete und faire Weise". Mit dem Kompromissbeschluss hätten die Verhandler "Flexibilität" bewiesen und "die gemeinsamen Interessen vor Eigeninteressen" gestellt, sagte al-Dschaber. "Wir sollten stolz auf unsere historische Errungenschaft sein und die Vereinigten Arabischen Emirate, mein Land, sind zu Recht stolz auf ihren Beitrag, dies voranzubringen." Gegen einen Beschluss einer vollständigen weltweiten Abkehr von Öl und Gas hatten sich insbesondere Ölstaaten wie Saudi-Arabien vehement gewehrt.
Die UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28) hatte eigentlich bereits am Dienstag enden sollen. Der Beschlussentwurf, den die emiratische COP-Präsidentschaft am Montag vorgelegt hatte, war aber bei einer großen Mehrheit, darunter die EU-Staaten, die USA, Brasilien und die kleinen Inselstaaten, auf Ablehnung gestoßen. Nach ihren Angaben stellten sich insgesamt rund 130 Staaten gegen die vage Beschlussvorlage. Das Plenum fand mit eintägiger Verspätung statt. Nach einer zweiten Verhandlungsnacht hatte der COP-Präsident am Mittwochmorgen den überarbeiteten zentralen Beschlusstext vorgelegt und die Abschlusssitzung einberufen.
Die frühere Version hatte nur eine "Verringerung" der Förderung und Nutzung der Fossilen vorgesehen. Weiter hieß es, dies solle auf eine "gerechte, geordnete" Weise geschehen, um "bis, vor oder um 2050" Treibhausgasneutralität zu erreichen.
EU und Deutschland mit Erklärung zufrieden
Der nun abgesegnete Text ruft zu einem "Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen" auf und ist damit der erste Beschluss einer UN-Klimakonferenz, der die Zukunft aller fossilen Energien betrifft - neben Kohle also auch Erdöl und Erdgas. Staaten wie die der EU konnten damit ihre Forderung, eine weltweite Abkehr von allen fossilen Energien zu vereinbaren, nicht gegen den erbitterten Widerstand von Ölstaaten wie Saudi-Arabien durchsetzen.
Die EU äußerte sich aber dennoch zufrieden. "Zum ersten Mal nach 30 Jahren könnten wir jetzt den Anfang vom Ende der fossilen Energieträger erreichen", sagte EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra auf dem Weg zu der Abstimmung. Die französische Energiewende-Ministerin Agnès Pannier-Runacher sprach nach dem Beschluss in einer Erklärung von einem "Sieg des Multilateralismus und der Klimadiplomatie".
Klima-Erklärung: eher Appell als Ansage
Der Beschluss ruft zu einer Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030 und einer Verdopplung der Energieeffizienz im gleichen Zeitraum auf. Er enthält aber auch Verweise auf "Übergangsenergien" wie Erdgas und die umstrittenen Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2.
UN-Klimasekretär Simon Stiell rief die Weltgemeinschaft auf, den Dubaier Beschluss mit Leben zu erfüllen. "Jetzt müssen alle Regierungen und Unternehmen diese Zusagen ohne Aufschub in echte wirtschaftliche Praxis umsetzen", sagte er vor dem Plenum.
Umwelt- und Entwicklungsorganisationen stufen die neue Beschlussvorlage als deutliche Verbesserung im Vergleich zu dem vorherigen vagen Entwurf und als "wichtiges Signal" ein, kritisierten sie aber als nicht ausreichend.
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