Kurz vor der Halbzeitpause am Donnerstag scheinen die Beratungen der UN-Klimakonferenz in der zentralen Streitfrage der Abkehr von fossilen Energieträgern festgefahren. Von einem derzeit "manchmal schwerfälligen" Verhandlungsverlauf spricht in Dubai die deutsche Klimabeauftragte Jennifer Morgan. In anderen Bereichen sind dagegen durchaus Fortschritte zu erkennen.
Gegen ein Aus für die Fossilen wenden sich vor allem die öl- und gasexportierenden Länder. Saudi-Arabien werde entsprechenden Forderungen der Klimakonferenz "absolut nicht" zustimmen, sagte dessen Energieminister Abdulasis bin Salman. Auch dramatische Warnungen von UN-Generalsekretär António Guterres, man könne "einen brennenden Planeten nicht retten mit einem Feuerwehrschlauch aus fossilen Brennstoffen", verhallten zunächst.
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Mit Argwohn wird in Dubai die Rolle des Konferenzpräsidenten Sultan al-Dschaber beäugt, der zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns der Vereinigten Arabischen Emirate ist. Für Empörung sorgen ihm zugeschriebene Äußerungen, wonach ein Aus für Öl, Kohle und Gas die Welt "in die Steinzeit zurückschicken würde", womit er auch wissenschaftliche Aussagen dazu in Frage stellte.
"Ich habe immer deutlich gemacht, dass alles, was wir tun, sich auf die Wissenschaft konzentriert", wies ein sichtlich angefasster al-Dschaber die Vorwürfe zurück. Ein von seiner Präsidentschaft am Dienstag vorgelegter neuer Verhandlungstext lässt nun die gegensätzlichen Positionen zu den Fossilen als Optionen nebeneinander stehen. Ohne den Ausstieg sind jedoch laut Weltklimarat IPCC die Ziele von Paris nicht zu halten.
Von fast zwei Drittel der teilnehmenden knapp 200 Staaten unterstützt wird die gleichfalls diskutierte Forderung, bis 2030 den Ausbau der Erneuerbaren zu verdreifachen. Zudem soll die Steigerung der Energieeffizienz von zwei auf mindestens vier Prozent pro Jahr verdoppelt werden.
Manche befürchten jedoch, dass letztlich nur diese beiden Ziele angenommen werden könnten, das Aus für die Fossilen jedoch nicht. Falls dagegen nicht von EU und vor allem den besonders gefährdeten Staaten massiv Druck gemacht werde, "dann halte ich dies für das wahrscheinlichste Szenario", sagt Christoph Bals von Germanwatch.
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Klimafonds als "wichtige Weichenstellung"
Als "vielversprechenden Start" wertet WWF-Klimachefin Viviane Raddatz, dass die Konferenz gleich zum Auftakt den neuen Fonds für klimabedingte Schäden arbeitsfähig machte. Nachdem Deutschland und die Emirate mit Zusagen von jeweils 100 Millionen Dollar vorpreschten, kam dafür inzwischen ein Startkapital von mehr als 650 Millionen Dollar zusammen.
Mit der Beteiligung der Emirate stieg zudem erstmals ein Staat, der nicht zu den klassischen Industrieländern zählt, in den Kreis der Geldgeber ein. Als "wichtige Weichenstellung" wertete dies Entwicklungsministerin Svenja Schulze. "Einen solchen COP-Start habe ich noch nicht erlebt", bekräftigte die deutsche Klima-Beauftragte Jennifer Morgan am Mittwoch bei einer Zwischenbilanz Schulzes Lob.
Dieser Durchbruch beeinflusst laut Morgan auch die bislang eher unter dem Radar laufenden Verhandlungen über ein neues globales Ziel für die internationale Klimafinanzierung positiv. Dabei geht es vor allem um Zahlungen für die Anpassung an Klimafolgen.
Aus dem Kreis der Entwicklungsländer werden für die Zeit ab 2030 allein für diesen Bereich 400 Milliarden Dollar pro Jahr gefordert. Bisher sind es 100 Milliarden für Klimaschutz und Anpassung zusammen und auch die kamen nach vorläufigen Daten aber erst 2022 mit zweijähriger Verspätung zusammen. Endgültige Entscheidungen über das neue Langfristziel stehen jedoch erst 2024 an.
Noch viel Arbeit vor den Klima-Verhandlern
Was in der ersten Woche der Mammutkonferenz von Dubai mit ihren mehr als 88.000 akkreditierten Teilnehmenden zudem erreicht wurde, waren konkrete Schritte am Rande: Bundeskanzler Olaf Scholz wertete bei seinem Auftritt in Dubai die Gründung des Klimaclubs von Staaten, die sich als Vorreiter beim Klimaschutz sehen, als großen Erfolg.
Weitere Initiativen gab es zur Wasserstoffwirtschaft und zum Umgang mit Gesundheitsgefahren beim Klimaschutz. Bei den "essenziellen Beschlüssen" erwartet Raddatz aber erst kurz vor Schluss Anfang kommender Woche "das große Finale". UN-Klimasekretär Simon Stiell sieht noch viel Arbeit vor den Verhandlern. Er kritisierte am Mittwoch, der bislang in Dubai vorliegende Beschluss-Entwurf sei "eine Wundertüte von (...) Wunschlisten und viel Pose".