Korruptionsprozess Berlusconi verschafft sich mit neuem Gesetz Luft

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi will sich Luft in seinen Korruptionsverfahren verschaffen - mit einem auf ihn zugeschnittenen Gesetz: Die von Berlusconis konservativer Mehrheit beherrschte Abgeordnetenkammer verabschiedete am Mittwoch einen Gesetzentwurf zur "gerechtfertigten Abwesenheit" in Prozessen.

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi will sich Luft in seinen Korruptionsverfahren verschaffen - mit einem auf ihn zugeschnittenen Gesetz: Die von Berlusconis konservativer Mehrheit beherrschte Abgeordnetenkammer verabschiedete am Mittwoch einen Gesetzentwurf zur "gerechtfertigten Abwesenheit" in Prozessen. Dieses neue Gesetz soll es Berlusconi und seinen Ministern erlauben, auch ohne die Zustimmung des jeweiligen Richters nicht im Gerichtssaal erscheinen zu müssen. 316 Abgeordnete stimmten dafür, 239 dagegen, 40 enthielten sich. Nun befasst sich der Senat damit.

Das Gesetz soll als eine Art Überbrückung für insgesamt 18 Monate gültig sein, bis das Parlament ein umfassendes neues Immunitätsgesetz ausgearbeitet hat. Auf diese Weise würde ein erhebliches Problem des Regierungschefs, sein ständiger Ärger mit der Justiz, zunächst aus dem Weg geschafft. Berlusconi muss sich von neuem in mehreren Verfahren verantworten, nachdem eine für ihn maßgeschneiderte Immunität vom Verfassungsgerichtshof 2009 gekippt worden war.

Unter den Verfahren ist auch der Prozess wegen Bestechung des britischen Anwalts David Mills, dem Berlusconi für Falschaussagen in den 90er Jahren 600 000 Dollar (430 000 Euro) gezahlt haben soll. In diesem Verfahren muss Berlusconi damit rechnen, spätestens Anfang März vor Gericht zitiert zu werden. Mit dem neuen Gesetz könnte er diesen und andere Prozesse jeweils sechs Monate auf Eis legen. Die Opposition geißelt das als "alte Immunität unter neuem Deckmantel".

DPA
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