Auf Nachtwache an der Grenze zu Israel kauern die Hamas-Kämpfer neben einem Kästchen, das mit unterirdischen Drähten verbunden ist. Die Männer warten darauf, dass israelische Soldaten in den Gaza-Streifen vordringen und die Invasion beginnt. "Das hier sind nur kleine Überraschungen. Aber was die Israelis erwartet, übersteigt ihre Vorstellungen", sagt Batallionsführer Abu Sacher, während er seine Runden durch die Grenzstellungen macht. Mehr erklärt er nicht. Aber die Drähte sind an einem Gerät befestigt, das wie eine Batterie aussieht und der Zünder für eine Mine sein könnte.
"Nicht nur unsere Überraschungen sind versteckt, auch unsere Männer. Und wenn die Zionisten hierherkommen, werden wir sie treffen, wo sie es nie für möglich gehalten hätten", sagt Abu Sacher. Die Zahl der Kämpfer des bewaffneten Flügels der Hamas wird auf 25.000 geschätzt. Einige von ihnen gehören einer "Pionier"-Einheit an. Sie sind Experten im Bau von Bomben und Raketen, die inzwischen selbst Ziele wie die Stadt Beerscheba 40 Kilometer tief auf israelischem Territorium treffen.
Mit Kalaschnikow-Gewehren in der Hand verbergen sich die maskierten Hamas-Kämpfer hinter Bäumen, während sie über Funk die Bewegungen des israelischen Militärs jenseits der Grenze weitermelden. "Zionistische Panzer wurden beobachtet, wie sie die Grenze entlangfuhren. Kampfflugzeuge sind nach Osten zurückgeflogen", tönt eine Stimme aus dem Funkgerät. "Bitte seid vorsichtig. Ihr wisst, wie wichtig es ist, dass jeder Kämpfer sein Handy abschaltet und die Batterie herausnimmt."
Die Islamisten der Hamas beteuern demonstrativ, dass sie trotz des Todes von mindestens 200 Kämpfern im Bombardement der Israelis seit Samstag nicht geschwächt seien. Israelische Militärexperten sprechen von einem schmerzhaften Schlag, der den Kampfeswillen der Hamas jedoch nicht zerstört habe.
Auf seiner Runde durch die Stellungen ermahnt Abu Sacher einen der Männer, sein Gewehr griffbereit zu halten. "Ist Deine Panzerfaust bereit?", fragt er ihn. Zwei andere Kämpfer sitzen vor einer Vesperdose mit belegten Broten und einer Flasche Coca-Cola und sinnieren über den Krieg. "Der Unterschied zwischen uns und denen ist, dass sie leidenschaftlich auf den Tag warten, an dem sie sicher nach Hause zurückkehren können. Wir dagegen verlassen unser Zuhause, verabschieden uns von unseren Familien und hoffen, als Märtyrer zu sterben", sagt einer der Männer.