Der Chef der libyschen Rebellenarmee ist von Bewaffneten ermordet worden. Wie der Übergangsrat der Aufständischen in der Rebellenhochburg Bengasi mitteilte, wurde Abdel Fattah Junes zusammen mit zwei anderen hohen Offizieren getötet. Der General war unterwegs zu einem Treffen nach Bengasi, um ein Komitee über militärische Fragen zu informieren. Auf dem Weg von der Front zu diesem Gespräch ist er erschossen worden.
Einer der Angreifer wurde inzwischen festgenommen. Er soll Mitglied eines Mordkommandos sein, das sich loyal zum libyschen Machthaber al Gaddafi verhält. Nach zwei Mittätern werde noch gesucht, berichtete der Nachrichtensender al Dschasira.
Junes war Innenminister in der Regierung von Machthaber Muammar al Gaddafi und galt als Nummer zwei in dessen Machtapparat. Er sagte sich aber im Februar von Gaddafi los und schloss sich den Rebellen an.
Unterdessen haben Aufständische im Westen Libyens am Donnerstag eine neue Offensive gegen die Truppen von Gaddafi gestartet. Der Vorstoß aus dem von den Rebellen kontrollierten Nafusa-Gebirge richtete sich gegen einen wichtigen Stützpunkt der Gaddafi-Truppen in Gazaija. Der Ort wurde von den Rebellen eingenommen, berichtete der Nachrichtensender al Arabiya.
Ein Reporter des Nachrichtensenders al Dschasira berichtete, dass Hunderte von bewaffneten Aufständischen an die Front verlegt wurden. Es handele sich um eine der größten Militäroperationen der Gaddafi-Gegner in der jüngsten Zeit. Dabei sollen die Gaddafi-Truppen aus den Niederungen am Fuße des Nafusa-Gebirges und dem Gebiet an der Grenze zu Tunesien verdrängt werden. Die Rebellen im Westen Libyens kontrollieren bereits den Grenzübergang Wasin nach Tunesien. Doch von Gazaija aus kann die Gaddafi-Artillerie ihre einzige Nachschubroute unter Feuer nehmen.
Größte Rebellen-Aktion in jüngerer Zeit
Gaddafi, der seit längerem nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde, deutete am späten Mittwoch an, dass seine Truppen für eine mögliche Bodenoffensive gerüstet seien. Er forderte außerdem seine Unterstützer auf, aus der von den Rebellen gehaltenen Stadt Misrata alle "Tyrannen und Verräter" zu verjagen.
Nach mehr als fünf Monaten andauernder Kämpfe droht Libyen zum Beginn des Fastenmonats Ramadan am 1. August eine akute Nahrungsmittel- und Medikamentenknappheit. Sowohl die Regierung als auch die Rebellen haben die UN gebeten, eingefrorene Gelder für humanitäre Zwecke freizugeben, sagte Unter-Generalsekretär Lynn Pascoe am Donnerstag vor dem Sicherheitsrat.