Ungeachtet der internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe in Nahost hat Israel am Dienstag seine Angriffe im Gaza-Streifen verstärkt. Bodentruppen rückten weiter in die Vororte von Gaza-Stadt und auf das Stadtzentrum vor und lieferten sich mit militanten Palästinensern schwere Gefechte. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira sprach von einer "beträchtlichen Eskalation" am 18. Tag der Operation gegen die radikal-islamische Hamas. Die israelischen Truppen hätten Gaza-Stadt von allen Seiten eingeschlossen und seien auf dem Vormarsch. Auf Live-Bildern waren bei Al-Dschasira erneut zahlreiche schwere Explosionen in der Stadt zu sehen. Einwohner sagten, überall brenne es. Augenzeugen berichteten, auch von See aus werde die Stadt beschossen.
Zugleich griff die Luftwaffe einer Armeesprecherin zufolge über Nacht mehr als 60 Ziele im Gaza-Streifen an und lieferte den Bodentruppen Unterstützung. Zu den angegriffenen Zielen gehörten den Angaben zufolge wieder Schmugglertunnel unter der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten sowie ein Hotel im nördlichen Gazastreifen, in dem sich militante Palästinenser verschanzt haben sollen.
An der Grenze zu Jordanien geriet eine israelische Patrouille unter Beschuss. Verletzte gab es bei dem Vorfall nach Militärangaben nicht. Ein oder mehrere Täter hätten das Feuer eröffnet. Die weiteren Umstände seien noch unklar.
Angesichts der schweren israelischen Angriffe signalisierte die Hamas-Führung im Gazastreifen ihre Bereitschaft zum Einlenken. Der hochrangige Hamas-Politiker Ismail Hanija sagte in einer aufgezeichneten Fernsehbotschaft, er werde bei jeder Initiative zusammenarbeiten, die das Blutvergießen beende. Hanija verlangte aber einen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen und eine Öffnung aller Grenzübergänge. Der Hamas-Führer rief die rund 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen zum Durchhalten auf. Gaza werde nicht zusammenbrechen und der Sieg sei nah, versprach er.
Die Bemühungen um eine Waffenruhe gehen unterdessen weiter. Der Weltsicherheitsrat will am Dienstag erneut in New York zusammentreten, um über die Lage zu beraten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon will darüber hinaus am Dienstag zu einem einwöchigen Besuch in die Region reisen. Moon will Israelis und Palästinenser in direkten Gesprächen zu einem Einlenken bewegen. Stationen seiner Visite sind Ägypten, Jordanien, Israel, Ramallah, der Libanon, Syrien und Kuwait.
Die Bundesregierung hatte sich zuvor für eine zentrale Rolle Ägyptens in den Bemühungen um eine Waffenruhe ausgesprochen. Bei einem Gespräch mit dem Kronprinzen des Emirats Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin-Zayed al Nahyan, unterstrich Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag in Berlin, dass bei der Unterbindung des Waffenschmuggels in das Palästinenser-Gebiet Fortschritte erzielt werden müssten.