Kriegsberichterstattung Reporter bleiben in Bagdad

Auch nach dem Tod von drei Journalisten durch Beschuss von Gebäuden in Bagdad wollen deutsche Medien ihre Reporter in der irakischen Hauptstadt lassen.

Auch nach dem Tod von drei Journalisten durch Beschuss von Gebäuden in Bagdad wollen deutsche Medien ihre Reporter in der irakischen Hauptstadt lassen. Zur Begründung verwiesen sowohl Korrespondenten als auch Chefredaktionen am Mittwoch darauf, dass es unter Umständen noch gefährlicher wäre, Bagdad zu verlassen.

Thomas von Mouillard, stellvertretender dpa-Chefredakteur: "Unsere Kollegen in Bagdad, unter ihnen Carsten Hoffmann und Gregor Mayer, befinden sich in einer sehr gefährlichen Situation. Auf der anderen Seite sind sie beide erfahrene und besonnene Korrespondenten, die das Risiko nach wie vor für kalkulierbar halten. Darüber hinaus wäre es zur Zeit sicherlich noch gefährlicher zu versuchen, die Stadt zu verlassen." Zudem sei dpa bei der Abwägung aller Gesichtspunkte "natürlich auch sehr an einer unabhängigen und objektiven Berichterstattung aus dem Kriegsgebiet interessiert".

"Hotel "Palestine" noch der sicherste Ort"

Auch die Fernsehsender ARD, ZDF und RTL halten es zur Zeit für am sichersten, ihre Korrespondenten in Bagdad zu lassen. ARD-Reporter Stephan Kloss sagte am Mittwoch im "Morgenmagazin", er halte es für gefährlicher, den Weg zur jordanischen Grenze einzuschlagen. ZDF- Chefredakteur Nikolaus Brender sagte der dpa in Mainz: "Die Gefahr ist groß", aber das ZDF gehe davon aus, dass das Hotel "Palestine" noch der sicherste Ort sei. Über den ZDF-Korrespondenten Ulrich Tilgner sagte er: "Er möchte bleiben." Nach Angaben von RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer wird die Korrespondentin Antonia Rados ebenfalls im Hotel "Palestine" bleiben. Dies sei nach Einschätzung des Senders von allen Alternativen immer noch die sicherste. "Ein Rückzug wäre zur Zeit nicht verantwortbar."

Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) sah sich am Mittwoch in ihrer Entscheidung bestätigt, niemanden nach Bagdad zu entsenden. Ein SZ- Reporter hält sich allerdings im Nord-Irak auf. Auch dort müsse man von einer großen Gefährdungslage ausgehen, sagte der Außenpolitik- Chef des Blattes, Stefan Kornelius. Der Kollege habe deshalb auch strikte Anweisung, sich nicht an die Frontlinien zu begeben.

Keine Überwachung durch die irakischen Behörden

Ausländische Journalisten in Bagdad können erstmals ohne jegliche Überwachung durch die irakischen Behörden berichten. BBC- Korrespondent Ragee Omar sagte am Mittwoch, das Kontrollsystem sei "völlig zusammengebrochen". BBC-Berichte brauchten deshalb künftig nicht mehr mit einem entsprechenden Zensur-Vorspann versehen werden.

Eingeschlossene Journalisten

Telefonische Hilferufe drangen am Mittwochmorgen immer noch aus dem Gebäude des arabischen Fernsehsenders Abu Dhabi TV am Tigrisufer. In dem Gebäude hielten sich 20 Mitarbeiter des Senders sowie fünf Mitarbeiter des arabischen Senders El Dschasira auf, die wegen der Kämpfe zwischen Amerikanern und irakischen Kämpfern das Haus nicht verlassen konnten.

Vorwürfe gegen die USA

Die Proteste gegen den Beschuss des Hotels und des Gebäudes von El Dschasira hielten am Mittwoch an. Vertreter von Journalistenverbänden warfen den USA vor, die Gebäude absichtlich und gezielt angegriffen zu haben. Das iranische Pressekorps sprach von einem Kriegsverbrechen. In Islamabad forderten mehrere Dutzend Vertreter von pakistanischen, arabischen und westlichen Medien die Vereinten Nationen auf, die Vorfälle zu untersuchen. Auch in Damaskus protestierten Journalisten gegen den Beschuss des Hotels in Bagdad. Proteste kamen auch von "Reporter ohne Grenzen" und vom Deutschen Journalistenverband.

US-Panzer vor dem Hotel "Palestine"

US-Panzer haben am Mittwoch das Hotel "Palestine" im Zentrum von Bagdad erreicht, von wo aus Journalisten aus aller Welt seit Kriegsbeginn über die Lage in der irakischen Hauptstadt berichten. Ein Dutzend und mehr Panzer vom Typ "Abrams" seien bis vor das Hotel gerollt, ohne dass ein Schuss abgefeuert worden sei. "Es ist als ob irakische Panzer die Fifth Avenue in New York oder den Picadilly Cirkus in London rauffahren", sagte Reuters-Korrespondent Khaled Yacoub Oweis, der im Hotel ist. "Bagdad ist gefallen."