Libanon Hisbollah stoppt Demos

Um Neuwahlen zu erzwingen, hat die Hisbollah im Libanon mit Demonstrationen das öffentliche Leben lahm gelegt. Dabei waren drei Menschen ums Leben gekommen. Nun ist ein Ende der Ausschreitungen in Sicht.

Nach gewaltsamen Ausschreitungen bei regierungsfeindlichen Protesten im Libanon hat die Opposition ein baldiges Ende der Demonstrationen angekündigt. Im ganzen Land wurde damit begonnen, Straßenbarrikaden wieder zu entfernen, wie ein hochrangiger Vertreter der Opposition sagte. Drei Menschen waren zuvor bei Zusammenstößen getötet und 133 verletzt worden.

Opposition wollte Neuwahlen erzwingen

Die pro-syrische Opposition hatte zu dem Generalstreik aufgerufen, mit dem die Gegner der Regierung das öffentliche Leben im Libanon praktisch komplett lahm legten. Die vom Iran und von Syrien unterstützte radikal-islamische Hisbollah und andere Oppositionsgruppen wollen so einen Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Fuad Siniora durchsetzen und Neuwahlen erzwingen.

International stieß die Aktion gegen die vom Westen unterstützte Regierung auf breite Kritik. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft erklärte, sie verfolge die gewaltsamen Auseinandersetzungen mit großer Sorge. Die USA forderten beide Seiten zu einer friedlichen Beilegung ihrer Differenzen auf. Die Proteste seien eine Inszenierung, die bewusst den Verlauf der für Donnerstag in Paris angesetzten Geberkonferenz belasten und so die libanesische Regierung schwächen solle. Frankreichs Präsident Jacques Chirac warnte, dass die Proteste in der Tat Hilfszusagen gefährden könnten. Der Libanon ist nach dem Krieg im Sommer auf finanzielle Hilfen für den Wiederaufbau angewiesen.

Teilnahme Sinioras an Geberkonferenz unklar

Ob der Sunnit Siniora wie vorgesehen an der Geberkonferenz angesichts der Ausschreitungen teilnehmen wird, war unklar. Er äußerte sich dazu nicht, erklärte aber, trotz der Einschüchterungen standhaft bleiben zu wollen. "Wir werden uns zusammen dem Unfrieden entgegenstellen", sagte er in einer Fernsehansprache.

Während der Unruhen wurde ein christlicher Anhänger des Regierungslagers in der Stadt Batrun nördlich von Beirut von Oppositionellen erschossen. Zwei weitere Tote gab es in der hauptsächlich von sunnitischen Moslems bewohnten Küstenstadt Tripoli. Ein weiterer Brennpunkt der Gewalt waren die hauptsächlich von Christen bewohnten Orte Byblos und Halba, wo Dutzende bei Feuergefechten verletzt wurden.

Libanesische Soldaten gaben Warnschüsse in die Luft ab, um Steinewerfer in Beirut und einer Fernstraße in den Norden auf Distanz zu halten. Anhänger der Hisbollah patrouillierten mit vermummten Gesichtern und Funkgeräten in der Stadt. Die meisten Geschäfte und Schulen blieben geschlossen - unklar war zunächst, ob aus Solidarität mit den Forderungen der Opposition oder aus Sicherheitsgründen.

Eingeschränkter Flugverkehr in Beirut

Blockiert wurden auch Schnellstraßen, die den Norden mit dem Süden des Landes verbinden. Zudem wurde die Fernstraße in die syrische Hauptstadt Damaskus besetzt. Mehrere Fluggesellschaften setzten ihre Flüge nach Beirut aus. Auch die Deutsche Lufthansa strich ihren einzigen Flug an diesem Tag in die libanesische Hauptstadt. Ein Lufthansa-Sprecher sagte: "Wir waren frühzeitig informiert, dass es auf dem Flughafen Beirut zu Demonstrationen kommen soll." Der Flughafen blieb zwar in Betrieb, es kamen jedoch nur wenige Angestellte zur Arbeit. Passagiere konnten nicht abfliegen.

Reuters
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