Mindestens drei Gebäude wurden am Montagnachmittag von einem B-1-Bomber der US-Luftwaffe zerstört. Ziel war ein Restaurant, in dem sich Saddam Hussein nach amerikanischen Geheimdienstinformationen mit seinen Söhnen Odai und Kusai sowie anderen Mitgliedern der irakischen Führung getroffen haben soll.
Der Abwurf von vier schweren Bomben richtete in dem wohlhabenden Stadtteil Mansur schwere Schäden in einem Umkreis von 300 Metern an und hinterließ einen 18 Meter tiefen rauchenden Krater.
Suche mit DNA-Tests
Irakische Rettungssanitäter bargen bis Dienstagmorgen zwei Tote. Es wurde aber vermutet, dass zwölf weitere Menschen bei dem Luftangriff ums Leben kamen. Offenbar waren auch bald schon US-Kräfte vor Ort. Ein Gewährsmann mit Kontakten zum militärischen Geheimdienst sagte: "Es wird viel gegraben, und es werden DNA-Tests vorgenommen." Mit Hilfe von Gentests soll untersucht werden, ob sich Saddam Hussein unter den Toten befindet. Das Pentagon habe verlässliche Informationen, dass sich Saddam Hussein und seine Söhne vor dem Luftangriff in dem Restaurant aufgehalten hätten. Es sei bekannt, dass der Staatschef das Restaurant mehrfach besucht und es wegen seiner Lage in einem Wohnviertel für sicher gehalten habe.
Keine Kapitulation des Irak
Der irakische Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf sprach am Dienstag nicht über das Schicksal von Saddam Hussein und wies Vermutungen zurück, dass die irakische Regierung ihre Kapitulation erklären könnte. "Sie werden brennen. Wir werden sie angreifen", sagte El Sahhaf vor Journalisten.
Informanten mit Kontakten zur Umgebung von Saddam Hussein erklären, dass Saddam Hussein so sehr auf seine persönliche Sicherheit bedacht sei, dass nur sehr wenige Personen über seinen jeweiligen Aufenthaltsort informiert seien. Ein im Exil lebender Regimegegner sagte der Nachrichtenagentur AP, dass nur zwei Menschen Bescheid wüssten - Saddam Husseins Sohn Kusai als Leiter der Sicherheitskräfte des Präsidenten und der Privatsekretär des Präsidenten, Abed Hamid Hmud.
Irakischer Angriff auf Präsidentenpalast
Irakische Soldaten versuchten in der Nacht offenbar, einen von US-Streitkräften besetzten Präsidentenpalast im Zentrum Bagdads zurückzuerobern. US-Panzer bewegten sich unter schwerem Beschuss auf irakische Stellungen außerhalb des Palastgeländes zu. Tieffliegende Kampfflugzeuge unterstützten den Vorstoß, der offenbar in nördliche Richtung vorgetragen wurde. Die USA hatten den Palast am Vortag erobert.
Am Morgen erschütterten zwei schwere Explosionen die Umgebung des Informationsministeriums in Bagdad. Das Regierungsviertel war schweren US-Angriffen aus der Luft und durch Artillerie ausgesetzt. US-Marineinfanteristen griffen einen Militärflughafen im Südosten Bagdads an. Aus Militärkreisen verlautete, die Einheiten sollten allmählich in Richtung des Stadtzentrums vorrücken.
Kameramann von El Dschasira getötet
Bei den US-Bombenangriffen auf Bagdad ist auch ein Kameramann des arabischen Satellitensenders El Dschasira getötet worden, wie der Sender am Dienstag an seinem Sitz in Katar mitteilte. Tarek Ajub sei zunächst schwer verletzt worden, als das Büro des Senders in Bagdad getroffen worden sei. Er erlag später seinen Verletzungen. Ein weiterer Mitarbeiter werde noch vermisst, hieß es. Auf Bildern war auch zu sehen, wie Menschen einen Verletzten zu einem Fahrzeug des Senders Dhabi TV trugen. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. El Dschasira zeigte auch Bilder von einem weiteren Bombeneinschlag in dem Viertel am Tigris, wo etliche Fernsehsender ihre Büros haben.
Bush trifft sich mit Blair
US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair wollten am Dienstag ihr Treffen in Nordirland fortsetzen. Am Vortag war der Stand des Irak-Krieges sowie die Zukunft des Landes besprochen worden. Ein Sprecher Blairs sagte, weder die USA noch Großbritannien wollten die militärischen Fortschritte überbewerten. "Keine Seite unterschätzt die Schwierigkeiten, die noch bevorstehen", sagte der Sprecher. "Es ist gefährlich, den Sieg in irgendeiner Form für gegeben hinzunehmen."