First Lady Michelle Obama hatte nach dem Einzug ins Weiße Haus angeblich über längere Zeit ein stark gespanntes Verhältnis zu Topberatern ihres Mannes, Präsident Barack Obama. Das geht nach US-Medienberichten aus dem Buch "The Obamas" der "New Yorker Times"-Reporterin Jodi Kantor hervor, das am Dienstag in den USA auf den Markt kommen soll.
Demnach hatte Michelle Obama große Probleme damit, dass ihr Mann, seit Anfang 2009 US-Präsident, manchmal Kompromisse schloss, um zumindest einen Teil seiner Ideen für einen tiefgreifenden Wandel umzusetzen. Sie habe das Spitzenmitarbeitern angelastet, die zu stark an Wiederwahl und zu wenig strategisch dächten.
Den Medienberichten zufolge basiert das Buch im Wesentlichen auf Interviews mit 33 derzeitigen und früheren Mitarbeitern der Obamas sowie Kabinettsmitgliedern. Das Weiße Haus wies nach Angaben der "Washington Post" die Darstellungen zurück. Sie reflektierten die eigenen Ansichten der Autorin und seien eine "Überdramatisierung alter Nachrichten...über eine Beziehung zwischen zwei Menschen, mit denen die Autorin seit Jahren nicht gesprochen hat", sagte ein Sprecher.
Sie will keinen "gewöhnlichen Politiker"
Für Michelle Obama sei es wichtiger gewesen, sich selbst treu zu bleiben als etwa eine Wahl zu gewinnen, zitierten die "New York Times" und die "Washington Post" am Samstag aus dem Buch. Die First Lady sei zutiefst skeptisch gewesen, dass der von Obama im Wahlkampf versprochene Wandel auf konventionelle Weise erreicht werden könne - das heißt per mit Gesetzgebungsprozessen verbundenem "Kuhhandel". Sie sei damit auf Konfliktkurs zu mehreren Spitzenberatern ihres Mannes gegangen, allen voran dem damaligen Stabschef im Weißen Haus, Rahm Emanuel. Dieser sei Verfechter einer Umsetzung von Obamas Politik in kleineren Schritten gewesen, so etwa auch bei der Gesundheitsreform.
Michelle Obama sei zunehmend über diese Linie erzürnt und frustriert gewesen, habe befürchtet, dass ihr Mann ein "gewöhnlicher Politiker" werde, zitierte die "New York Times" aus dem Buch. Der Konflikt mit Emanuel sei so groß gewesen, dass dieser schließlich dem Präsidenten seinen Rücktritt angeboten habe, nachdem Obama bei der Gesundheitsreform Michelles Linie des Alles oder Nichts gefolgt sei. Obama habe einen Rücktritt aber abgelehnt. Emanuel schied dann später aus, um Bürgermeister von Chicago zu werden.
Auch zum damaligen Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, hatte die First Lady den Berichten zufolge ein gespanntes Verhältnis. Demnach beschreibt das Buch, dass Michelle Obama anfangs sehr verunsichert über ihre Rolle im Weißen Haus gewesen sei, zumal als erste schwarze First Lady in der Geschichte der USA. Gibbs sei besorgt über Michelles "protokollarische Fehltritte" etwa in Sachen teurer Auslandsreisen gewesen und habe ihr das auch gesagt. In einem Fall soll der Sprecher nach den Schilderungen regelrecht ausgerastet sein, weil er sich selbst zu Unrecht von der First Lady kritisiert fühlte.