Nahost-Konflikt Israel setzt Luftangriffe im Gaza-Streifen fort

Mit Kampfhubschraubern und -flugzeugen hat Israel weitere Angriffe auf Ziele im Gaza-Streifen geflogen. Mindestens zehn weitere Palästinenser wurden getötet, rund 70 wurden verletzt.

Bei einer Serie von israelischen Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen sind bis zum späten Montagabend mindestens 13 Menschen getötet worden. Bis zu 100 Menschen wurden verletzt. Der folgenschwerste Angriff ereignete sich am späten Abend in der Nähe des palästinensischen Flüchtlingslagers El Buredsch, wo allein zehn Palästinenser durch israelische Raketen getötet und 70 weitere verletzt wurden. Die Angriffe hatten bereits am Morgen begonnen. Nach Angaben der israelischen Armee galten die Aktionen während des Tages palästinensischen Waffenfabriken und Lagerstätten.

Soldaten forderten Kampfhubschrauber an

Der Angriff am späten Abend nahe des Flüchtlingslagers El Buredsch habe einer Gruppe militanter Palästinenser gegolten, die zuvor versucht habe, nach Israel zu gelangen, und dann mit einem Auto geflohen sei, verlautete aus israelischen Sicherheitskreisen. Soldaten, die sich zuvor an der Grenzanlage einen Schusswechsel mit den Palästinensern geliefert hatten, hätten einen Kampfhubschrauber zur Unterstützung angefordert.

Nach Berichten palästinensischer Augenzeugen traf eine von dem Hubschrauber abgefeuerte Rakete das Auto und tötete die drei Insassen, darunter ein führendes Mitglied der radikal-islamischen Hamas-Organisation. Als sich dann eine Menschenmenge um die brennenden Trümmer des Wagens versammelt hatte, sei eine zweite Rakete von dem Hubschrauber aus abgefeuert worden, die 7 Menschen getötet und mindestens 70 weitere verletzt habe.

Auch ein Arzt unter den Toten

Augenzeugen zufolge war unter den Toten auch ein Arzt, der nach dem ersten Raketeneinschlag Opfer behandeln wollte und kurz darauf von dem zweiten Geschoss getroffen wurde. Der israelische Fernsehsender Channel 10 TV berichtete, bei keinem der Getöteten handele es sich um einen radikalen Palästinenser. Der Sender bezeichnete den Angriff auf das Lager als einen Fehler. Hunderte Einwohner des Lagers kamen auf die Straße und schworen Rache.

Drei Tote nach erster Angriffswelle

Bei einem Luftangriff am Vormittag wurden zwei Hamas-Aktivisten sowie ein Passant getötet. Es gab mehrere Verletzte. Das Fahrzeug der Aktivisten war kurz zuvor in der Nähe eines Hauses gesichtet worden, das bei der ersten israelischen Attacke zerstört worden war. Dieses Gebäude in der Stadt Gaza diente nach israelischen Angaben als Raketenwerkstatt der Hamas. Palästinensischen Ärzten zufolge verletzten die israelischen Bomben elf Menschen, darunter vier Kinder und eine alte Frau.

Bei dem dritten Angriff in einem östlichen Vorort von Gaza wurden ein Haus und ein Auto von Raketen zerstört, wie palästinensische Sicherheitskräfte mitteilten. Die Insassen des Fahrzeugs Autos konnten sich in Sicherheit bringen. Die Armee teilte mit, in dem bombardierten Gebäude seien Kassam-Raketen hergestellt worden. Allein am Sonntag waren acht dieser Geschosse auf israelischem Gebiet niedergegangen, ohne Schaden anzurichten. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon erklärte vor dem Parlament, seine Streitkräfte würden ihren Kampf gegen den Terror unbeirrt fortsetzen.

Road Map vorerst auf Eis

Der palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kureia appellierte an die Völkergemeinschaft, angesichts der "israelischen Aggression" aufwachen. Er hoffe noch immer, eine Waffenruhe mit Israel auszuhandeln. Die Führer der palästinensischen Untergrundorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad kündigten indessen bei einem gemeinsamen Treffen in Beirut Vergeltung für die anhaltenden Militärschläge Israels an..

USA ziehen sich zurück

Angesichts der anhaltenden Gewalt haben die USA die Hoffnung auf eine baldige Umsetzung des internationalen Friedensplanes offenbar aufgegeben. Die amerikanische Botschaft in Tel Aviv bestätigte, der Leiter des Kontrollteams zur Umsetzung der so genannten Road Map plane nicht, in nächster Zukunft in den Nahen Osten zurückzukehren. John Wolf verließ die Region bereits im September.

Die Al-Aksa-Märtyrerbridaden übernahmen derweil die Verantwortung für den Angriff auf eine israelische Armeepatrouille im Westjordanland, wobei am Sonntagabend drei Soldaten getötet worden waren. Es handelte sich um den schwersten Überfall auf israelische Truppen im Westjordanland seit 20 Monaten.

DPA