Bei den seit Monaten schwersten israelischen Angriffen auf die radikale Hamas sind am Dienstag im Gaza-Streifen mindestens 14 palästinensische Kämpfer getötet worden. Die israelische Armee bombardierte ein Trainingslager der gewalttätigen Organisation mit Panzern, Kampfflugzeugen und -hubschraubern. Etwa 40 Verletzte, darunter auch Zivilisten, wurden Ärzten zufolge in der Nacht in ein Krankenhaus in Gaza-Stadt eingeliefert. Die Palästinenser-Regierung verurteilte den Angriff als "Terroranschlag der israelischen Besatzungsarmee".
"Trainingsgebiet ins Visir genommen
Die Hamas drohte umgehend mit Vergeltung. Die Organisation kämpft für die Zerstörung Israels und hat sich zu zahlreichen Selbstmordattentaten bekannt, zuletzt zu dem Doppelanschlag auf Busse im süd-israelischen Beerscheba in der vergangenen Woche, bei dem die Attentäter 16 Menschen mit in den Tod rissen. Danach hatten israelische Politiker harte Schläge gegen die Extremisten-Gruppe angekündigt.
Die Armee habe "ein Trainingsgebiet während des Trainings von Hamas-Terroristen ins Visier genommen", teilte das israelische Militär mit. Hamas-Mitglieder seien dort in der Herstellung von Sprengstoffgürteln für Selbstmordattentäter geschult sowie ausgebildet worden, Sprengsätze zu legen, Raketen abzufeuern, in israelische Siedlungen einzudringen und Soldaten sowie Zivilisten zu entführen.
Das Lager lag am Rand von Schidschaia, einem Vorort von Gaza-Stadt. Die Armee nahm es Augenzeugen zufolge kurz nach Mitternacht mit Panzern vom Grenzübergang Nahal Os aus unter Beschuss. Israelische Kampfhubschrauber vom Typ Apache hätten im Osten der Stadt mindestens fünf Raketen abgefeuert. Die israelische Zeitung "Haaretz" schrieb in ihrer Online-Ausgabe, im Lager habe ein Treffen des militärischen Arms der Hamas stattgefunden. Hunderte von Hamas-Anhängern brachten die Opfer nach dem Angriff in das Krankenhaus, skandierten "Allahu Achbar" (Gott ist groß) und schworen Rache.
Kritik von Ministerpräsident Scharon
Der palästinensische Außenminister Nabil Schaath warf Israel vor, die Bemühungen der Palästinenser-Behörde, im Gaza-Streifen Ruhe und Ordnung herzustellen, zu unterlaufen. Seit der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon Pläne für einen einseitigen Rückzug aus dem Gaza-Streifen verfolgt, versuchen die radikalen Gruppen sich dort Einfluss für den Tag der Machtübernahme zu sichern. Sie stehen großenteils in Opposition zur Palästinenser-Regierung unter Präsident Jassir Arafat. Scharon verspricht sich von einer einseitigen Trennung mehr Sicherheit für Israel.
"Dieses ekelhaft israelische Verbrechen ... wird nicht ungesühnt bleiben", sagte ein Hamas-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. "Es herrscht offener Krieg zwischen den Zionisten und uns."
Die israelische Armee hat angekündigt, die bewaffneten Palästinenser-Gruppen zu zerschlagen, bevor sie sich aus dem Gebiet zurückzieht. Scharon hat zwar die Unterstützung des wichtigsten israelischen Verbündeten, der USA, für das Vorhaben, nicht aber seine Partei. Sie lehnt eine einseitige Aufgabe des besetzten Gebiets und der 21 israelischen Siedlungen dort ab.