Nach nur neun Monaten ist 2010 bereits das verlustreichste Jahr für NATO-Truppen in Afghanistan seit dem Beginn des Einsatzes. Beim Absturz eines Hubschraubers kamen am Dienstag im Süden Afghanistans neun US-Soldaten der NATO-Truppe ISAF ums Leben, wie ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums sagte. Insgesamt starben damit seit Jahresbeginn 529 ausländische Soldaten am Hindukusch.
Der NATO-Hubschrauber stürzte in der Provinz Sabul im Süden Afghanistans ab, in der die radikalislamischen Taliban besonders starken Widerstand leisten. Zu der Nationalität der getöteten Soldaten machte die ISAF zunächst keine Angaben. Der Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der namentlich nicht genannt werden wollte, bestätigte der Nachrichtenagentur AFP jedoch, dass es sich um US-Soldaten handele. Zudem wurden nach ISAF-Angaben ein weiterer NATO-Soldat, ein afghanischer Soldat sowie ein US-Zivilist verletzt. Die Ursache des Absturzes werde untersucht.
Die Taliban teilten mit, den Helikopter abgeschossen und "mehr als zehn ausländische Soldaten" getötet zu haben. Die ISAF machte dagegen deutlich, dass keine Informationen über einen Beschuss des Hubschraubers vorlägen. Auch der Pentagonvertreter gab an, dass es keine Hinweise auf feindlichen Beschuss gebe. Die Aufständischen brüsten sich regelmäßig mit falschen oder übertriebenen Angaben über ihren Kampf gegen die NATO-Truppen.
Seit die internationale Koalition unter Führung der USA im Jahr 2001 das Taliban-Regime stürzte, verloren einer auf der unabhängigen Website icasualties.org basierenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP zufolge mehr als 2000 ausländische Soldaten am Hindukusch ihr Leben. Nach dem Absturz vom Dienstag ist 2010 mit 529 Toten das verlustreichste Jahr. Seit Januar starben bereits acht Soldaten mehr als im gesamten Jahr 2009, das bislang den traurigen Rekord hielt. Auch sieben Bundeswehr-Soldaten wurden in diesem Jahr bei Gefechten und Anschlägen in Afghanistan getötet.
Auch die afghanischen Parlamentswahlen am Samstag waren von Gewalt überschattet. Darüber hinaus erhielt die Wahlbeschwerdekommission (ECC) bereits mehr als 3000 Beschwerden wegen angeblichen Unregelmäßigkeiten und möglichem Wahlbetrug, wie ein Verantwortlicher der EEC am Dienstag mitteilte. Bislang seien 1388 Einsprüche über Vorfälle während des Urnengangs am Samstag eingegangen. Zu Unregelmäßigkeiten während des Wahlkampfes in den Wochen zuvor habe die Kommission rund 1700 Beschwerden erhalten. An der Parlamentswahl beteiligten sich nach neuen offiziellen Angaben 47 Prozent der Wahlberechtigten.