Neues Abkommen im Atomstreit Iran stimmt Uran-Anreicherung im Ausland zu

Trotz eines Kompromisses von Seiten Teherans geht im Atomstreit das Katz-und-Maus-Spiel mit dem Westen weiter. Der Iran willigte am Montag nach Vermittlungen Brasiliens und der Türkei zwar ein, radioaktives Uran im Ausland anreichern zu lassen, erklärte jedoch zugleich, auch an der Anreicherung im eigenen Land festzuhalten.

Trotz eines Kompromisses von Seiten Teherans geht im Atomstreit das Katz-und-Maus-Spiel mit dem Westen weiter. Der Iran willigte am Montag nach Vermittlungen Brasiliens und der Türkei zwar ein, radioaktives Uran im Ausland anreichern zu lassen, erklärte jedoch zugleich, auch an der Anreicherung im eigenen Land festzuhalten. Die internationale Gemeinschaft zeigte sich unzufrieden mit der Einigung zwischen Teheran und den Vermittlern.

Der Iran, Brasilien und die Türkei besiegelten in Teheran einen Vertrag, der vorsieht, dass in der Türkei 1200 Kilogramm iranisches Uran mit einem niedrigen Anreicherungsgrad von 3,5 Prozent gelagert werden. Spätestens ein Jahr später soll der Iran dafür in der Türkei 120 Kilogramm Uran mit dem Anreicherungsgrad von 20 Prozent für seinen Forschungsreaktor in Teheran erhalten.

Bisher hatte der Iran eine Anreicherung im Ausland abgelehnt. Im Oktober vergangenen Jahres wies Teheran einen Vorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zurück, wonach iranisches Uran in Russland angereichert und in Frankreich zu Brennstäben weiterverarbeitet werden sollte. Stattdessen bestand Teheran auf einen zeitgleichen Austausch auf seinem Territorium. Dies wiederum lehnte der Westen ab.

Mit diesem neuen Abkommen seien Sanktionen im Atomstreit nun nicht mehr nötig, sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu. "Noch immer ist Zeit für Diplomatie und Verhandlungen", betonte sein brasilianischer Kollege Celso Amorim. Mit dem Vertrag werde Teheran das Recht zuerkannt, zu friedlichen Zwecken Nukleartechnik zu verwenden und Uran anzureichern.

Durch die Auslagerung der Produktion ins Ausland sollen Bedenken des Westens ausgeräumt werden, der Teheran verdächtigt, heimlich am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Unter heftigem internationalem Protest hatte der Iran im Februar selbst damit begonnen, Uran anzureichern. Die Produktion von auf 20 Prozent angereichertem Uran werde der Iran "auf seinem Territorium" fortsetzen, sagte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast.

Der UN-Sicherheitsrat hat bereits drei Mal Sanktionen verhängt, weil Teheran sich der Aufforderung zum Stopp der Uran-Anreicherung widersetzte. Diesbezüglich droht Teheran nach Einschätzung von Diplomaten ungeachtet des Vertrags mit Brasilien und der Türkei eine neue Runde von Strafmaßnahmen.

Zum vermeintlichen Einlenken des Iran äußerte die internationale Gemeinschaft Bedenken. Der neue Vertrag könne ein Abkommen mit der IAEA nicht ersetzen, sagte Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans in Berlin. Der "springende Punkt" sei zudem, ob Teheran die eigene Uran-Anreicherung aufgebe. Das am Montag geschlossene Abkommen gehe nicht auf "alle Sorgen" des Westens ein, erklärte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton.

Die internationale Gemeinschaft dürfe sich "keine Illusionen hingeben", sagte ein Sprecher des französischen Außenministeriums. Die Vereinbarung betreffe lediglich den Forschungsreaktor in Teheran und "löst keineswegs das Problem des iranischen Atomprogramms".

Dessen "Kern" sei weiter die Anreicherung im Iran, der Bau des Schwerwasserreaktors Arak, die "Verheimlichung" der Urananreicherungslage in Ghom und die unbeantworteten Fragen gegenüber den Inspektoren der IAEA. Außenminister Bernard Kouchner sagte, die Antwort auf die Vereinbarung müsse von der IAEA kommen.

AFP
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