Nicolas Sarkozy Auf wen Frankreichs neuer Präsident hört

Von Astrid Mayer
Wenn Nicolas Sarkozy etwas beherrscht, dann ist das Networking. So hat er einen illustren Kreis von Politikern, Schauspielern, Sängern und Medienmachern um sich gescharrt. Doch mit ihnen verbindet ihn mehr als die Freude an Geld und Glamour.

Ein heißes Gerücht geistert derzeit durch Pariser Journalisten-Kreise: Nicolas Sarkozys Frau Cécilia habe beim zweiten Wahlgang am 6. Mai gar nicht gewählt. Der Journalist der Sonntagszeitung "Journal du Dimanche", der das berichten wollte, sei vom Besitzer der Zeitung zurückgepfiffen worden - er heißt Arnaud Lagardère und ist ein enger Freund Nicolas Sarkozys. Zu Industriellen - die oftmals auch Besitzer wichtiger Medien sind - hat Sarkozy beste Beziehungen. So auch zu Bernard Arnaud, dem Besitzer der zweitgrößten Wirtschaftszeitung des Landes. Martin Bouygues, der den größten Baukonzern Frankreichs besitzt, war sein Trauzeuge. Daraus, dass er Geld und Glamour liebt, hat Sarkozy nie einen Hehl gemacht und sich nach seiner Wahl den luxuriösest-möglichen Urlaub gegönnt, auf der Yacht seines Freundes Vincent Bolloré, eines der reichsten Industriellen Frankreichs.

Aber Nicolas Sarkozy hat auch beste Beziehungen zur Welt des Show-Business - schließlich war er lange genug Bürgermeister des schicken Pariser Vororts Neuilly, wo außer Martin Bouygues auch der Schauspieler Jean Reno wohnt, der seinen Freund während des Wahlkampfs ganz offiziell unterstützt hat. Ebenso wie der Altrocker Johnny Hallyday, der im Verdacht steht, wichtigste Zielgruppe zu sein für Sarkozys Absicht, den Einkommenssteuersatz auf 50 Prozent zu beschränken. Der maghrebinische Sänger Faudel muss eine andere Motivation gehabt haben, Sarkozy in seiner Kampagne zu unterstützen; er hat kräftig in den (sozial schwachen) Vorstädten für den künftigen Präsidenten die Trommel gerührt.

Sarkozys Sprecherin

Aber alle Bemühungen, den Verfechter von Recht und Ordnung nach diversen ausfälligen Bemerkungen über das Gesindel in den Vorstädten, wieder einen Auftritt eben da zu verschaffen, sind bisher gescheitert. Sarkozys Sprecherin Rachida Dati, Tochter einer Marokkanerin und eines Algeriers, hat alle ihre Beziehungen vergebens spielen lassen - die Aufgabe, die Sicherheit des damaligen Kandidaten zu garantieren, war den Verantwortlichen zu knifflig.

Wenn der Präsident am Wochenende die Zusammensetzung seiner Regierungsmannschaft bekannt geben wird, wird einer keinesfalls fehlen: Francois Fillon, der ruhige Gegenpol zum öfter mal hektischen oder hochfahrenden Sarkozy. Auch Star-Anwalt Arno Klarsfeld könnte von seinem Kollegen Sarkozy (er ist auch Rechtsanwalt) mit einem Posten bedacht werden. Weil Sarkozy eine "Regierung der Öffnung" (auch über seiner Partei hinaus) möchte, verhandelt er gerade mit dem Sozialisten Bernard Kouchner - Mitbegründer der internationalen Organisation "Ärzte ohne Grenzen" soll Außenminister werden.

Bernadette Chirac - Ehefrau seines Vorgängers

Bernadette Chirac hingegen ist über jeden Verdacht erhaben, im Windschatten des künftigen Siegers ihre eigenen Schäflein ins Trockene bringen zu wollen. Schließlich hat sie denjenigen unterstützt, der ihren Mann Jacques endgültig aufs Altenteil verwiesen hat. Wahrscheinlich empfindet sie Sarkozy, der mit ihrer Tochter eng befreundet war, immer noch als den idealen Schwiegersohn. Bei noch einem engen Mitarbeiter Sarkozys dürfte die Loyalität echt und unverbrüchlich sein: Bei seinem Bruder Francois, der während des Wahlkampfs immer an seiner Seite war und wohl weiter bleiben wird.

Noch eine hat ihn in dieser Zeit stets begleitet, sogar in die Sitzungen des Inner Circle: Yasmina Rezy, die erfolgreichste Theater-Autorin der Welt. Und eines ist sicher: Das Buch, das sie gerade über diese Zeit schreibt, wird einer der Bestseller der "rentrée" (Rückkehr aus den Sommerferien) im Herbst.