Weil der Ölkonzern Royal Dutch Shell der nigerianischen Bevölkerungen Versprechungen machte, die er nicht einhielt, sind in Nigeria zwei deutsche Ölarbeiter und vier einheimische Kollegen von einer radikalen Gruppe verschleppt worden.
Die entführten Ölarbeiter sind bei B&B angestellt, eine Firma die auf Dienstleistungen in der Ölbranche spezialisiert und ein Zulieferer von Shell ist. So richtete sich die Tat der Gruppe nicht direkt gegen B&B, sondern gegen Shell. Der Ölkonzern hatte der örtlichen Bevölkerung soziale und wirtschaftliche Zugeständnisse gemacht, diese aber nicht eingehalten. So sagte der Anführer der Gruppe, dass mit der Tat Druck auf Royal Dutch Shell ausgeübt werden solle. Shell gab zunächst keinen Kommentar ab.
B&B zufolge sind die Männer bei einer Bootsfahrt im Niger Delta auf dem Weg nach Bayelsa gekidnappt worden. Im Bundesstaat Bayelsa hat die Entführergruppe ihre Basis. "Wir haben noch nichts von unseren Mitarbeitern gehört", sagte B&B-Projektmanager Thomas Horbach. Das Auswärtige Amt sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Botschaft in Nigeria gehe Hinweisen nach. Man habe aber noch keine eigenen Erkenntnisse, so ein Sprecher in Berlin.
Geiselnahmen in Niger-Delta
Im ölreichen Niger-Delta ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Ölfirmen und der verarmten lokalen Bevölkerung gekommen, die einen Anteil an den Gewinnen verlangt. Das westafrikanische Land bezieht 97 Prozent seiner Einnahmen aus dem Ölexport. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung im Niger-Delta leben unterhalb der Armutsgrenze. Aus Frust über ihre Arbeitslosigkeit haben Jugendliche im Juli 2004 sechs ausländische Mitarbeiter einer Ölfirma als Geisel genommen. Die Jugendlichen hätten vergeblich versucht, eine Anstellung bei der Firma zu bekommen. Erst drei Monate zuvor waren bei einer Geiselnahme zwei Amerikaner sogar getötet worden. So ließe sich die Reihe immer weiter führen. Im April 2003 halten Nigerianische Ölarbeiter halten 100 ausländische Kollegen und Manager auf vier Off-Shore-Plattformen gefangen. Im Juli 2002 geben 600 Dorfbewohnerinnen eine einwöchige Blockade einer Förderstation des Erdölkonzerns Chevron Texaco auf. Sie hatten hunderten von Mitarbeitern als Geiseln festgehalten.