Nach der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko haben zwei US-Abgeordnete die Einsetzung einer unabhängigen Expertenkommission gefordert. Laut ihrem am Donnerstag im US-Repräsentantenhaus eingebrachten Gesetzesentwurf soll die Kommission die Ursachen für die gigantische Ölpest untersuchen und mögliche Lehren für Ölbohrungen vor den US-Küste ziehen. Ähnliche Expertenkommissionen waren nach der Explosion der Challenger-Raumfähre im Januar 1986 und dem Atom-Unfall von Three Mile Island 1979 eingerichtet worden: Sie können Anhörungen einberufen und Zeugenaussagen der wichtigsten Verantwortlichen erzwingen.
Es werde immer klarer, dass die Auswirkungen auf die Umwelt, Wirtschaft und Gesundheit der Menschen "alle bisherigen Umweltkatastrophen in unserer Geschichte in den Schatten stellen könnten", sagte einer der beiden Autoren der Vorlage, der Demokrat Lois Capps. Zu einer echten Tragödie aber würde die Ölpest, "wenn wir aus ihr keine Lehren ziehen". Ko-Autor Ed Markey sagte, die Expertenkommission könne dabei helfen sicherzustellen, dass sich ähnliche Katastrophen nicht mehr wiederholen.
Experten haben unterdessen mit dem Absenken der fast hundert Tonnen schweren Stahlglocke am ehemaligen Standort der nach einer Explosion gesunkenen Bohrinsel "Deepwater Horizon" begonnen. Seit 22.00 Uhr (05.00 Uhr MESZ) werde die riesige Stahlkuppel mit einer Geschwindigkeit von rund 150 Metern pro Stunde hinabgelassen, sagte ein Vertreter der Küstenwache, Michael De Nyse, der Nachrichtenagentur AFP. Nach seinen Angaben sollte die Kuppel nach rund zehn Stunden den Grund des Golfs von Mexiko erreicht haben. Die Experten hoffen, dass die wie ein Trichter funktionierende Kuppel, die das aus zwei Lecks auslaufende Öl sammeln und absaugen soll, am Montag einsatzbereit ist.
Die Zeit drängt - erste Ausläufer des Ölteppichs hatten am Donnerstag die Küste des US-Bundesstaats Louisiana erreicht. Ein dünner Ölfilm wurde am Ufer der Insel Freemason Island, die etwa 50 Kilometer vor dem Festland im Golf liegt, gesichtet. Der Großteil der schätzungsweise 9,5 Millionen Liter Öl, die seit der Explosion der Förderplattform "Deepwater Horizon" Ende April ausgelaufen sind, befand sich jedoch noch immer im Meer. Der Ölkonzern BP entsandte drei Einsatzteams auf die unbewohnte Insel. Sie sollten aufblasbare Barrieren verlegen, um die Küsten und Salzmarschen zu schützen. Freemason Island zählt zum Naturschutzgebiet Chandeleur Islands, in dem zahlreiche geschützte Vogelarten brüten.