Oklahoma Der Feind im eigenen Land

Aus Hass auf die Regierung beging Timothy McVeigh am 19. April 1995 das bis dahin schwerste Attentat auf US-Boden, bei dem 168 Menschen starben. Die Überlebenden kämpfen noch immer mit den Spätfolgen.

Zehn Jahre nach dem Bombenanschlag von Oklahoma City haben die Überlebenden noch immer mit den Folgen zu kämpfen: Einige leiden bis heute unter ihren Verletzungen, andere sind in finanzielle Nöte geraten. Sie alle können nicht vergessen, wie der Golfkriegsveteran Timothy McVeigh am 19. April 1995 seinen Wagen mit einer Bombe vor dem Bürogebäude parkte. 168 Menschen starben, darunter viele Kinder, die in einem Kinderhort betreut worden waren. Das Motiv des rechtsextremen Waffennarren war fanatischer Hass auf die Regierung in Washington.

Den Anschlag verübte McVeigh auf den Tag genau zwei Jahre, nachdem die amerikanische Polizei das Anwesen einer christlich-fundamentalistischen Sekte in Waco, Texas, brutal gestürmt hatte. Sein T-Shirt zierte ein Aufdruck mit einem Zitat von Thomas Jefferson: "Der Baum der Freiheit muss gelegentlich gegossen werden mit dem Blut von Patrioten und Tyrannen."

"Es hat mich verändert"

"Das Leben bis zu dem Anschlag ist wie ein Buch", sagt Jim Kreymborg, der seine Ehefrau und seine Tochter verlor. "Man stellt es auf ein Regal. Man versucht, es zu schließen und ein neues Buch zu öffnen. Aber man vergisst nicht." Die Bombe raubte Clifford Cagle das linke Auge, dem kleinen Brandon Denny Teile seines Gehirns und Aren Almon-Kok ihre kleine Tochter. "Es hat mich verändert", sagt Almon-Kok, die nach dem Anschlag zwei Kinder bekam. Ihre erste Tochter Baylee wurde in dem Kinderhort getötet, sie war ein Jahr alt. "Ich habe nie die Chance bekommen herauszufinden, wer ich gewesen wäre."

Die beiden Kinder von Jim Denny gehören zu den nur sechs Kindern in dem Hort, die überlebten. Seine Tochter Rebecca sei heute zwölf und nach dem Anschlag schnell erwachsen geworden, sagt er. Sein Sohn Brandon leidet noch immer unter Krämpfen und muss daher auf viele Dinge verzichten, die für andere 13-Jährige ganz normal sind. Vater Jim gab seine Arbeit auf, um ganz für Brandon da zu sein. Daraufhin musste die Familie ihr Haus verkaufen, um die Rechnungen für seine Behandlung bezahlen zu können. "Seit das alles geschehen ist, ist keine Stunde vergangen, an dem ich mich nicht um etwas sorge", sagt Jim Denny.

Michael Reyes erlitt schwere Verletzungen bei dem Anschlag. Sein Vater wurde getötet. Heute sagt er, er habe sein falsches Gefühl der Sicherheit verloren. "Ich denke, am 11. September haben viele andere im Land das gleiche erlebt." Er habe gelernt, mit dem Anschlag und seinen Folgen zu leben, auch wenn ihn laute Geräusche noch immer erschrecken.

Sicherheitsmaßnahmen landesweit verstärkt

Für das Land bedeutete der Anschlag von Oklahoma, dass der Satz "Bei uns kann das nicht passieren" keine Gültigkeit mehr hatte. "Die Leute haben nicht geglaubt, dass eine US-Stadt zum Ziel werden könnte", sagt der Direktor des Instituts für Terrorismusprävention, Brian Houghton. "Oklahoma City war eine Erinnerung, dass der Terror zu Hause zuschlagen kann." Nach dem Anschlag wurden die Sicherheitsmaßnahmen vor allen Bundesgebäuden verstärkt, es gab mehr Barrieren, mehr Personal, mehr Wachhunde und Metalldetektoren.

Die Bombe hatte Auswirkungen bis hinein in die Todeszellen im ganzen Land. Die Angehörigen der Opfer wollten sicherstellen, dass der verurteilte Attentäter McVeigh möglichst schnell hingerichtet wird. Sie setzten eine Gesetzgebung durch, mit der die aufgewendete Zeit für Berufungsanträge halbiert wurde. McVeigh verzichtete jedoch auf weitere Anträge und erhielt 2001 eine Giftspritze. Sein Komplize Terry Nichols verbüßt eine lebenslange Haftstrafe.

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Kelly Kurt/AP

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