Pakistan Bhutto führt nach Hausarrest wieder Proteste an

Nach ihrer Entlassung aus dem Hausarrest hat die pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto die Bevölkerung "zum Kampf für Demokratie" aufgerufen. Die pakistanische Regierung kündigte unterdessen an, dass der von Präsident Pervez Musharraf verhängte Ausnahmezustand noch bis zu vier Wochen gelten solle.

Eine Woche nach Verhängung des Ausnahmezustands in Pakistan hat es am Samstag erneut Proteste gegen Staats- und Armeechef Pervez Musharraf gegeben. Oppositionsführerin Benazir Bhutto rief dabei ihre Landsleute auf, sich dem Widerstand gegen Musharraf anzuschließen. "Unser Land geht durch eine dunkle Zeit", sagte Bhutto in der Hauptstadt Islamabad bei einer Demonstration von rund 200 Journalisten. "Gemeinsam müssen wir den Kampf gegen die Diktatur aufnehmen."

Die frühere Regierungschefin forderte die Freilassung aller politischen Gefangenen. Seit Verhängung des Ausnahmezustands am vergangenen Samstag wurden nach Angaben der Opposition mehrere tausend Politiker, Anwälte und Bürgerrechtler verhaftet. Zudem verurteilte Bhutto die Einschränkung der Pressefreiheit im Land. Noch immer ist die Ausstrahlung privater und ausländischer Nachrichtensender in den pakistanischen Kabelnetzen unterbunden.

Nach der Demonstration hielten Sicherheitskräfte Bhutto davon ab, sich mit dem entlassenen Obersten Richter des Landes und Musharraf- Kritiker Iftikhar Chaudhry zu treffen. Chaudhry und zahlreiche weitere Spitzenjuristen stehen seit einer Woche unter Hausarrest. Am Freitag war auch Bhutto unter Hausarrest gestellt worden, der jedoch noch am Abend wieder aufgehoben wurde. Die Sicherheitskräfte verhinderten gleichzeitig mit einem massiven Aufgebot landesweit geplante Massenproteste gegen Musharraf.

Pakistans Oberstaatsanwalt stellte unterdessen die Aufhebung des Ausnahmezustands binnen eines Monats in Aussicht. Die Sicherheitslage verbessere sich zusehends, sagte Malik Mohammad Qayyum dem Fernsehsender Geo TV. Wenn dies andauere, werde der Ausnahmezustand Mitte Dezember aufgehoben. Dem Sender DawnNews sagte er, die Regierung habe kein Interesse daran, dass der Ausnahmezustand zu einer "dauerhaften Einrichtung" werde. Musharraf hatte die Ausrufung des Ausnahmezustands mit dem Kampf gegen muslimische Extremisten und Terroristen begründet. Die Opposition wirft dem umstrittenen Präsidenten vor, damit seine Macht retten zu wollen.

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DPA/AP