In Paris haben am Sonntag zehntausende Menschen gegen die Öffnung der Ehe für Schwulen und Lesben demonstriert. Rund um den Invalidendom protestierten nach Polizeiangaben mehr als 150.000 Menschen gegen die rechtliche Gleichbehandlung homosexueller Mitbürger bei der Trauung. Die Veranstalter sprachen von rund einer Million Teilnehmern. Nach Ende der weitgehend friedlich verlaufenen Großkundgebung kam es am Abend zu Zusammenstößen zwischen Unruhestiftern und Sicherheitskräften. Die Polizei nahm knapp 100 Menschen fest.
Die Kampagne gegen die Ehe von Schwulen und Lesben wird inzwischen nicht mehr nur von der katholischen Kirche und den oppositionellen Konservativen der UMP unterstützt. An den Protesten beteiligen sich mittlerweile auch rechtsradikale Gruppen, die grundsätzlich die sozial-liberale Agenda der regierenden Sozialisten ablehnen.
Präsident Francois Hollande hatte in der vergangenen Woche mit seiner Unterschrift unter das Gesetz den Weg frei für die "Ehe für alle" gemacht und damit ein Wahlversprechen eingelöst. Nach der Nationalversammlung hatte zuvor der Verfassungsrat als letzte Instanz grünes Licht für das Gesetz gegeben und eine Klage der Opposition abgewiesen. Gegner der Homo-Ehe, die wiederholt gewaltsam gegen das Gesetz demonstriert hatten, kündigten weitere Proteste an.
Das 14. Land
Das neue Gesetz gilt als die größte Sozialreform seit Abschaffung der Todesstrafe im Jahr 1981 durch damaligen Präsidenten Francois Mitterrand, dem großen Vorbild Hollandes. Die erste Eheschließung eines gleichgeschlechtlichen Paares ist am Mittwoch in Montpellier geplant. Bürgermeisterin Helene Mandroux sprach von einem großen gesellschaftlichen Fortschritt.
Frankreich ist das 14. Land, das Schwulen und Lesben die Heirat gestattet. Eine vollkommen gleichgestellte Homo-Ehe wurde bisher unter anderem in Kanada, Spanien, Dänemark, Schweden, Norwegen, den Niederlanden und Neuseeland eingeführt, auch Uruguay, Argentinien und Südafrika haben entsprechend liberale Gesetze. In den USA ist sie in der Hauptstadt Washington sowie zwölf Bundesstaten erlaubt. In Deutschland gibt es bisher keine Gleichstellung von Homosexuellen bei der Ehe. Gleichgeschlechtliche Paare können ihre Lebenspartnerschaft standesamtlich eintragen lassen, müssen aber Nachteile wie z.B. beim Adoptionsrecht in Kauf nehmen.