Warschau Polen beschlagnahmt russisches Schulgebäude – Moskau kritisiert "feindseligen Akt der Behörden"

Warschau: Polen beschlagnahmt russisches Schulgebäude – Moskau kritisiert "feindseligen Akt der Behörden"
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STORY: Nach der Beschlagnahmung eines Schulgebäudes neben der russischen Botschaft in Warschau hat Russland Ermittlungen angekündigt. Ein entsprechendes Komitee teilte am späten Samstagabend mit, man wolle die Rechtslage überprüfen. Einzelheiten wurden nicht genannt. Polnische Medien berichteten, die Schule werde von Kindern russischer Diplomaten besucht. Moskaus Botschafter in Polen, Andrejew, erklärte gegenüber staatlichen russischen Nachrichtenagenturen, die Schule sei ein diplomatisches Gebäude. Nach Angaben des polnischen Außenministeriums gehört es dem polnischen Staat. Polen habe im Rahmen des Gesetzes gehandelt. Russland kritisierte die Beschlagnahmung durch die polnischen Behörden als "feindseligen Akt" und kündigte eine "harte Reaktion" an. Schon seit längerem sind die Beziehungen zwischen Polen und Russland angespannt. Wegen des Krieges in der Ukraine hat sich das Verhältnis weiter verschlechtert.
Erst als die Behörden mit einem Schlosser drohten, rückte der stellvertretende russische Botschafter die Schlüssel für die Schule heraus. Das polnische Außenministerium sagt, das Gebäude gehöre dem polnischen Staat. Russland sieht das anders und kündigte Reaktionen an.

Polen hat am Samstag das Gebäude eines russischen Gymnasiums in Warschau beschlagnahmt. Das Schulgebäude gehöre nun der Stadtverwaltung von Warschau, sagte ein Sprecher des polnischen Außenministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Die Stadtverwaltung hatte demnach einen Gerichtsvollzieher beauftragt, um das Gebäude zu beschlagnahmen.

Die Stadt Warschau habe das Gebäude "in Besitz genommen", verkündete Vize-Bürgermeister Tomasz Bratek am Nachmittag. Die russische Seite habe sich zunächst "geweigert", das Schultor und die Türen zu öffnen, sagte Bratek der polnischen Nachrichtenagentur PAP. "Wir mussten einen Schlosser rufen, der uns mit seinem Werkzeug den Zugang zum Gelände ermöglichte." Daraufhin habe der Stellvertreter des russischen Botschafters die Schulschlüssel ausgehändigt.

Polizisten und polnische Behördenvertreter betraten schließlich die Schule, wie ein AFP-Fotograf beobachtete. Kurz darauf wurden Gegenstände aus dem Gebäude gebracht und in Fahrzeuge mit Diplomatenkennzeichen geladen.

Russland erzürnt

Das russische Außenministerium erklärte, es stufe die Beschlagnahmung des Schulgebäudes als "einen weiteren feindseligen Akt der polnischen Behörden und einen eklatanten Verstoß gegen die Wiener Konvention von 1961" ein. Es kündigte eine "harte Reaktion und Konsequenzen für die polnischen Behörden und die Interessen Polens in Russland" an.

Der russische Botschafter in Polen, Sergej Andrejew, sprach von einem "illegalen Akt". Die Beschlagnahmung sei "ein Eindringen in eine diplomatische Einrichtung", sagte er der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Der Botschafter wies zudem darauf hin, dass Lehrer und Mitarbeiter auf dem Schulgelände wohnten. Der Schulbetrieb werde in anderen Räumlichkeiten der Botschaft fortgesetzt, um den Schülerinnen und Schülern "ein gutes Ende des Schuljahres" und Prüfungen zu ermöglichen.

Polen verteidigt sich

Warschaus Bürgermeister Rafal Trzaskowski betonte am Abend im Onlinedienst Twitter, dass das Schulgebäude "keinen diplomatischen Status hat und durch keinerlei Immunität geschützt ist". Seinen Angaben zufolge wurde mit der Beschlagnahmung ein Urteil eines Warschauer Gerichts von Januar 2016 umgesetzt, mit dem Russland zur Rückgabe des Gebäudes verpflichtet worden sei.

Das Gebäude war 1945 verstaatlicht und 1953 von den Kommunisten der Sowjetunion übereignet worden. Nach Einschätzung der polnischen Behörden gab es dafür aber keine rechtliche Grundlage.

AFP
cl