Die in Zürich erscheinende "Neue Zürcher Zeitung" kommentiert am Freitag die Turbulenzen um den Euro und die Krise in Griechenland:
"Unrealistisch ist die Vorstellung, die Währungsunion führe zu Disziplin und Konvergenz in Finanz- und Sozialpolitik der Mitgliedsländer, indem die Stabilität der stärkeren Länder auf die andern abstrahle - im Gegenteil, der Gedanke, dass man sich ja in einer Schicksalsgemeinschaft befinde, hat wohl vielerorts die Nachlässigkeit noch gefördert. Und sollte Griechenland nun von den anderen EU-Staaten "gerettet" werden, wird sich diese Erwartungshaltung erst recht festsetzen. Zudem würde dann genau das offensichtlich, was man bisher offiziell immer von sich gewiesen hat: Die schwachen Länder exportieren Schwäche und Instabilität in die ganze Währungsgemeinschaft."
Die britische linksliberale Zeitung "Independent" fordert am Freitag eine Neuauflage des Stabilitätspakts der EU:
"Die Solidarität der EU mit Griechenland war die richtige Entscheidung, genauso wie die Rekapitalisierung der Banken bei der Kreditkrise 2008 richtig war. Hätte Europa Distanz zu den Schwierigkeiten der Griechen mit ihrem Staatshaushalt behalten, so hätte die Panik auf spanische, portugiesische und vielleicht auch italienische Staatsanleihen übergreifen können. Der Anleihe-Markt hat halbwegs positiv auf die Erklärung des EU-Gipfels reagiert, doch es wäre verfrüht, von einem Ende der Krise zu sprechen. Die Regierungen in Europa müssen die Ungleichheiten innerhalb der Eurozone ausgleichen, die zu diesen Turbulenzen um den Euro geführt haben. Erforderlich ist eine Neuauflage des Stabilitäts- und Wachstumspakts der EU, diesmal mit glaubwürdigen Sanktionen für die Regierungen, die ihre Pflicht vernachlässigen."