Prozessauftakt Ex-"Cap Anamur"-Chef vor Gericht

2004 hatte vor Sizilien eine Rettungsaktion der "Cap Anamur" stattgefunden, die so nicht rechtens gewesen sein soll. Beihilfe zur illegalen Einwanderung lautet die Anklage gegen Elias Bierdel und zwei weitere Beteiligte.

Zwei Jahre nach einer umstrittenen Rettungsaktion im Mittelmeer muss sich der ehemalige Vorsitzende der Kölner Hilfsorganisation Cap Anamur, Elias Bierdel, heute vor einem Gericht auf Sizilien verantworten. Die italienischen Behörden werfen ihm und zwei Mitangeklagten Beihilfe zur illegalen Einwanderung vor. Das Verfahren beginnt in der Stadt Agrigent.

Bierdel sowie der damalige Kapitän und der erste Offizier des Schiffes "Cap Anamur" hatten vor zwei Jahren 37 Afrikaner aus Seenot gerettet. Nach dreiwöchigem Aufenthalt auf dem Schiff und einem Tauziehen mit den italienischen Behörden durften die Afrikaner schließlich in Sizilien an Land gehen. Das Drama machte damals weltweit Schlagzeilen.

Bierdel streitet ab

"Entweder es gibt einen sofortigen Freispruch oder ein sehr langes Verfahren", sagte Bierdel. Er werde gemeinsam mit den Mitangeklagten vor dem Gericht erscheinen. Die italienische Regierung hatte seinerzeit behauptet, die Afrikaner seien in maltesischen Gewässern gerettet worden, müssten daher auf Malta von Bord gehen und hatte lange Zeit die Einfahrt in den sizilianischen Hafen Porto Empedocle verweigert. Zeitweise drohte der Kapitän, auch ohne Genehmigung den Hafen anzusteuern, weil sich die Lage an Bord zugespitzt habe. Die "Cap Anamur" wurde beschlagnahmt, Bierdel kam für kurze Zeit in Italien in Haft.

Dagegen bekräftigte Bierdel erneut, die Afrikaner seien in italienischen Gewässern an Bord gekommen. Kritiker in Deutschland warfen Bierdel seinerzeit eine medienwirksame Inszenierung der Rettungsaktion vor. Kurz nach dem Eklat wurde er in der Führung der Kölner Organisation abgelöst, die vor 27 Jahren vom Journalisten Rupert Neudeck gegründet worden war. Weltweite Schlagzeilen machte sie in den 80er Jahren durch die Rettung Tausender Vietnam-Flüchtlinge im Südchinesischen Meer. Die aufwendigsten Projekte laufen derzeit in Angola, Liberia und Afghanistan.

DPA
DPA