Natürlich hat Donald Trump schon auf die Veröffentlichung reagiert. Und natürlich sieht er sich im Recht: Comeys Notizen zeigten klar, dass es "KEINE ZUSAMMENARBEIT" mit Russland und "KEINE BEHINDERUNG" der Ermittlungen gegeben habe, twitterte der US-Präsident. Zudem habe Comey geheime Informationen durchsickern lassen. "Wird die Hexenjagd weitergehen?"
Jetzt drangen die Gesprächsnotizen des ehemaligen FBI-Chefs James Comey an die Öffentlichkeit. Eine geschwärzte Version der Papiere wurde von US-Medien veröffentlicht, nachdem das Justizministerium auf Anfrage republikanischer Abgeordneter dem Kongress eine Kopie der Comey-Papiere übergeben hatte.
Der Inhalt der Gesprächsnotizen ist teilweise bekannt, Comey hatte sie in seinem Enthüllungsbuch "Größer als das Amt" zitiert - brisant bleiben sie trotzdem. Sie dokumentieren Treffen und Telefongespräche Comeys mit Trump vor der Entlassung des Ex-FBI-Mannes im Mai 2017. Die Dokumente gelten als wichtige Indizien in der Frage, ob Trump versucht hat, die Ermittlungen zu einer möglichen russischen Einflussnahme auf die US-Präsidentenwahl 2016 zu behindern.
Das steht in den Gesprächsnotizen von James Comey:
Donald Trump erzürnt über Russland-Ermittlungen
US-Präsident Donald Trump hat sich laut Ex-FBI-Chef Comey nach seinem Amtsantritt im Januar 2017 wiederholt über die Ermittlungen zur Russland-Affäre beschwert. Trump habe im März 2017 gesagt, er wolle "das Land regieren", doch die "Wolke dieses Russland-Geschäfts" würde ihm dies erschweren, so Comeys in seinen Aufzeichnungen nach dem Gespräch mit dem US-Präsidenten. Dem Protokoll zufolge sagte Trump im April 2017 bei einem Treffen mit Comey in Bezug auf die Russland-Ermittlungen, er versuche für die USA zu arbeiten, und "jede Wolke, sogar eine kleine Wolke, steht dem im Weg".
Putin, Trump und die "schönsten Prostituierten"
In den Comey-Notizen geht es auch um das Dossier eines britischen Ex-Spions, wonach Russland möglicherweise kompromittierendes Material über Trump besitzt. Den Notizen zufolge habe Trump gesagt, er fände es unangenehm, dass seine Frau Melania denken könne, er habe sich 2013 in Moskau mit Prostituierten vergnügt. Laut Trump habe Russlands Präsident Wladimir Putin ihm gesagt: "Wir haben einige der schönsten Prostituierten der Welt."
Eine Abrechnung in Buchlänge - von James Comey
Comey veröffentlichte zuletzt sein Buch "A Higher Loyalty: Truth, Lies and Leadership" (deutscher Titel: "Größer als das Amt: Auf der Suche nach der Wahrheit - der Ex-FBI-Direktor klagt an"). Darin zeichnet er - auch auf Grundlage seiner Notizen - ein verheerendes Porträt des Präsidenten als notorischem Lügner und unmoralischer Führungsperson.
In einem Interview mit dem US-Sender ABC sagte Comey, dass eine Person, die Frauen wie ein Stück Fleisch behandele, die ständig lüge und darauf bestehe, dass das amerikanische Volk es glaube, sei moralisch ungeeignet für das Präsidentschaftsamt. Der frühere FBI-Chef erklärte, er glaube nicht an Spekulationen, wonach Trump geistig nicht fit sei oder Demenz im Anfangsstadium habe. "Er scheint mir eine Person von überdurchschnittlicher Intelligenz zu sein, die Gespräche verfolgt und weiß, was vor sich geht", sagte der 57-Jährige. "Ich glaube nicht, dass er medizinisch nicht dazu in der Lage ist, Präsident zu sein. Ich denke, er ist moralisch nicht dazu geeignet, Präsident zu sein."
In seinem Enthüllungsbuch schreibt Comey auch über Trumps Art, die ihn an die Mobster und der Mafia erinnere sowie über die Image-Sorgen des US-Präsidenten.