Der Iran wird nach den Worten seines ehemaligen Präsidenten Akbar Haschemi Rafsandschani trotz der internationalen Bedenken weiterhin Uran anreichern. "Die Islamische Republik Iran hat nicht vor aufzuhören", antwortete der noch immer einflussreiche Politiker auf eine entsprechende Frage. "Die Islamische Republik will auf ihrem Weg weitergehen", sagte er bei einem Besuch in Kuwait. Am Vortag hatte er davor gewarnt, dass ein US-Angriff auf den Iran die gesamte Region in die Instabilität stürzen werde. Sein Land unterschätze die Möglichkeit eines US-Angriffs nicht, hatte er während eines Syrien-Besuchs gesagt. Eine solche Aggression sei jedoch weder im Interesse der USA noch des Irans.
Iran erweitert Anlagen
Rafsandschani ist Chef des Vermittlungsausschusses im iranischen Parlament. Bei der Präsidentenwahl im vergangenen Jahr unterlag er Ahmadinedschad. Nach Informationen eines US-Forschungsinstituts hat das Land seine Atomanlagen ausgebaut. Neue Satellitenbilder bewiesen, dass der Iran die Uran-Konversionsanlage in Isfahan erweitert und den Schutz des Anreicherungswerks in Natans verbessert habe, hatte das Institute for Science and International Security (ISIS) am Sonntag mitgeteilt.
Experten besorgt: Irans Atomprogramm weiter entwickelt als bekannt?
US-Geheimdienstler sind nach einem Bericht der "New York Times" vom Ostermontag besorgt darüber, dass der Iran möglicherweise schneller als erwartet Atomwaffen bauen könnte. Im sich verschärfenden Atomstreit mit der Führung in Teheran sprach sich Papst Benedikt XVI. in seiner Osterbotschaft für eine "für alle ehrenvolle Schlichtung" aus. Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan mahnte eine friedliche Einigung an. "Eine Militäroperation würde keine Lösung bringen", sagte Annan der spanischen Zeitung "ABC". US- Senatoren drängten ihre Regierung dazu, direkte Verhandlungen mit dem Iran aufzunehmen.
Laut der "New York Times" sorgte Irans Präsident Mahmud Amadinedschad am vergangenen Donnerstag für neue Besorgnis, als er im Zusammenhang mit der Ankündigung, der Iran habe erfolgereich Uran zur Energiegewinnung angereichert, knapp erklärte, sein Land forsche an der Entwicklung der so genannten P-2 Zentrifuge.
Bau einer Atombombe schon vor 2015 möglich
Die hoch entwickelte P-2-Technologie könnte die Geschwindigkeit der Urananreicherung nach Angaben der Zeitung vervierfachen. Aus Sicht amerikanischer Experten könnte der Iran damit wesentlich schneller als bisher angenommen, waffentaugliches Uran produzieren. Bislang sei der US-Geheimdienst davon ausgegangen, dass es Teheran kaum gelingen könnte, vor 2010 oder 2015 eine Atombombe zu bauen. Sollte der Iran jedoch die P-2 Zentrifugen bereits betreiben, müssten sie diese Zeitspanne wohl revidieren.
Der Iran hatte vor drei Jahren erklärt, es habe die Arbeiten an der P-2-Technologie aufgeben. Westliche Experten hätten seit langem vermutet, dass das Land doch heimlich an dem Programm weitergearbeitet habe. Vermutlich stamme das Material vom Schwarzmarkt. Als Händler wird der frühere Chefentwickler des pakistanischen Atomwaffenprogramms, Abdul Qadeer Khan, verdächtigt. Beweise hatten sie dafür laut der Zeitung aber nicht.
US-Geheimdienstler prüften die jüngste Erklärung aus Teheran noch. Entweder es handele sich tatsächlich einen technischen Fortschritt oder aber um bloße politische Rhetorik. Europäische Diplomaten sagten dem Blatt, das Thema werde auch bei einem Besuch iranischer Vertreter bei der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO an diesem Dienstag in Wien zur Sprache kommen. In Moskau wollen hochrangige Diplomaten der USA, Russlands, Chinas und des EU-Trios (Großbritannien, Frankreich und Deutschland) an diesem Dienstag hinter verschlossenen Türen über den Iran beraten, sagte ein russischer Außenamtssprecher.