Die Türkei steckt in einer schweren Krise. Im Nachbarland Syrien tobt ein grausamer Bürgerkrieg, das Land muss Hunderttausende Flüchtlinge aufnehmen und führt gleichzeitig auf eigenen Boden einen brutalen Feldzug gegen die kurdische PKK. Die Pressefreiheit wird von Präsident Recep Tayyip Erdogan und seiner mit absoluter Mehrheit regierenden Partei AKP massiv behindert, im Justiz und- Polizeiapparat hat Erdogan kritische Beamte gnadenlos beiseite geräumt.
Da machen sich Meldungen, dass Erdogan persönlich einem lebensmüden Mann vor dem Selbstmord gerettet haben soll, selbstverständlich gut. Die türkischen Medien berichten von einem Vorfall, der sich auf einer der beiden großen Brücken über dem Bosporus zugetragen haben soll. Demnach habe die Istanbuler Polizei am Freitag mehr als anderthalb Stunden lang versucht, einen Mann von seinem geplanten Sprung von der 64 Meter hohen Brücke abzuhalten, berichtete die Nachrichtenagentur Dogan. Dann sei der Konvoi des Staatschefs vorbeigekommen. Bodyguards von Erdogan hätten den schluchzenden Mann zum Präsidenten gebracht, der die Scheibe seines gepanzerten Fahrzeugs herunterließ und den Lebensmüden binnen fünf Minuten überzeugte, von seinem Vorhaben abzulassen.
Familiäre Probleme
Fotos zeigen, wie Erdogan mit einem Handy am Ohr dem Gerettetn die Hand schüttelt. Dieser habe dem Präsidenten berichtet, dass er gravierende familiäre Probleme habe, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu. Der Anfang 30-Jährige stamme aus Siirt im Südosten der Türkei, wo die Armee gerade eine Großoffensive gegen Kämpfer der verbotenen PKK führt. Die Nachrichtenagentur Dogan verbreitete ein Video, auf dem zu sehen ist, wie der Mann die Hand des Präsidenten küsst. Anschließend sei er in Sicherheit gebracht worden.
Ob sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen hat, ist nicht zu belegen. Laut der Zeitung "Die Welt" haben zahlreiche türkische Medien das Pressematerial ungefiltert vom Präsidentenbüro übernommen.