Unterhändler Israels und der islamistischen Hamas beginnen am Montag in Ägypten indirekte Gespräche über die Umsetzung des Gaza-Friedensplans von US-Präsident Donald Trump. Dabei soll es zunächst um die Freilassung der verbliebenen 48 Geiseln im Gegenzug für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Entlassung Hunderter palästinensischer Häftlinge gehen.
Weitere Fragen, darunter die Entwaffnung der Hamas und ein israelischer Truppenrückzug aus dem Küstenstreifen, sind noch umstritten. Es wird erwartet, dass Vermittler mit beiden Seiten sprechen.
US-Präsident Trump mahnt zur Eile
Trump drückt bei den Verhandlungen weiter aufs Tempo. "Mir wurde gesagt, dass die erste Phase diese Woche abgeschlossen sein sollte, und ich bitte alle, SICH ZU BEEILEN", schrieb der Republikaner auf der Plattform Truth Social.
Es habe "sehr positive Gespräche" mit der Hamas und anderen Ländern an diesem Wochenende gegeben, um die Geiseln freizulassen, den Krieg in Gaza zu beenden – aber vor allem, um den lang ersehnten Frieden im Nahen Osten zu erreichen. Zuletzt sprach er erneut eine Drohung aus: Der Faktor Zeit sei von entscheidender Bedeutung – "SONST WIRD ES ZU MASSIVEM BLUTVERGIESSEN KOMMEN – ETWAS, DAS NIEMAND SEHEN MÖCHTE!"
USA: Ohne Entwaffnung kommt Terror wieder
US-Außenminister Marco Rubio sagte bei NBC News, die Geiselfreilassung habe oberste Priorität. Ein langfristiger Frieden im Gazastreifen sei aber nur möglich, wenn auch eine Entwaffnung von Terrorgruppen erfolge. Dann gehe es auch um die Bildung einer technokratischen Verwaltung im Gazastreifen ohne Hamas-Mitglieder.
Die Hamas hatte Trumps Friedensplan zuletzt in Teilen zugestimmt, die geforderte Niederlegung der Waffen aber nicht ausdrücklich akzeptiert. Das sieht der Plan auch vor: Sobald alle Geiseln freigelassen sind, bekommen Hamas-Mitglieder, die sich zu friedlicher Koexistenz und zur Niederlegung ihrer Waffen verpflichten, Amnestie.
Eine Delegation mit dem höchsten Hamas-Anführer im Ausland an der Spitze, Chalil al Haja, reiste bereits am Sonntag nach Kairo. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte mit, eine Delegation unter Aufsicht von Minister Ron Dermer werde am Montag zu den Verhandlungsgesprächen im Touristenort Scharm El-Scheich im Süden der Halbinsel Sinai aufbrechen. Auch der US-Sondergesandte Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner werden bei den Gesprächen erwartet.
Kommen die israelischen Geiseln frei?
Netanjahu hatte zuvor betont, Israel und die USA seien entschlossen, die Verhandlungen mit der Hamas auf wenige Tage zu beschränken.
Die Zeitung "Israel Hajom" berichtete, die 20 noch lebenden Geiseln sollten nach einer Einigung innerhalb von 72 Stunden freigelassen werden. Es könne aber länger dauern, bis die sterblichen Überreste der weiteren 28 Geiseln übergeben werden. Bis zu einer Einigung herrsche im Gazastreifen keine Waffenruhe, sondern nur eine "Reduzierung des Feuers".
Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind seit Trumps Aufruf an Israel, die Bombardierungen im Gazastreifen sofort zu stoppen, dennoch Dutzende Palästinenser getötet worden. Trump betonte, eine Waffenruhe sei sofort möglich, wenn die Hamas einer Rückzugslinie für die israelische Armee zustimmt. Israel habe diese Linie bereits gebilligt. Netanjahu kündigte wiederum an, die israelische Armee werde strategisch wichtige Gebiete im Gazastreifen so lange kontrollieren, bis die Hamas entwaffnet sei.
Angehörige von Geiseln sowie freigelassene Geiseln forderten bei Demonstrationen am Sonntagabend ein sofortiges Ende des Gaza-Kriegs und die Freilassung ihrer Liebsten. Der im Februar selbst freigekommene russisch-israelische Staatsbürger Alexander Trufanov sagte bei einer Ansprache auf dem "Platz der Geiseln" in Tel Aviv, 48 "unserer Brüder und Schwestern" seien bis jetzt nicht zurückgekehrt. "Wir geloben hier und jetzt: Wir werden nicht ruhen, wir werden nicht schweigen, bis der letzte von ihnen zurückkehrt."