Scharm el Scheich Die Spur führt nach Pakistan

Bei der Suche nach den Tätern der Anschläge in Ägypten konzentriert sich die Polizei auf die Fahndung nach fünf Pakistanern. Sie vermutet einen Zusammenhang zur Attentatsserie auf israelische Sinai-Touristen.

Die ägyptische Polizei sucht nach dem Blutbad im Touristenort Scharm el Scheich nach fünf Verdächtigen aus Pakistan. Ein sechster Pakistaner werde verdächtigt, als Selbstmordattentäter die Autobombe gezündet zu haben, die ein Hotel verwüstet hatte, verlautete aus Ermittlerkreisen. Bei der Fahndung nach den Attentätern habe sich die Polizei ein Feuergefecht mit Beduinen in einer Bergregion in der Nähe von Scharm el Scheich geliefert, berichtete der britische Fernsehsender BBC.

Am Montag durchkämmten hunderte Polizisten bei der Suche nach den Hintermännern der Anschläge zwei etwa 20 Kilometer von Scharm el Scheich entfernte Dörfer. Die ägyptische Polizei hatte nach den Bombenanschlägen bereits mehr als 90 Verdächtige und Zeugen in Gewahrsam genommen. Der pakistanische Konsul in Kairo, Chaled Nias, erklärte zu der angeblichen Fahndung nach Bürgern seines Landes auf Anfrage, er sei von den ägyptischen Behörden über den Verdacht nicht informiert worden. "Ich hoffe und bete, dass es keine Pakistaner waren", sagte er.

Musharraf wiegelt ab

Der pakistanische Militärmachthaber Pervez Musharraf sagte in Lahore, es gebe in seinem Land kein al Kaida-Netz, das in der Lage sei, die Anschläge in London, Ägypten oder anderswo zu orchestrieren. "Ich sage es ganz deutlich, al Kaida existiert in Pakistan nicht mehr", meinte Musharraf. Der Sprecher des pakistanischen Außenministeriums, Naeem Khan, betonte vor Journalisten in Islamabad, dass die ägyptische Regierung nicht wegen einer angeblichen Verwicklung pakistanischer Staatsbürger in die Attentate von Scharm el Scheich an sein Land herangetreten sei.

Zu den verheerenden Bombenanschlägen in Scharm el Scheich kursieren mittlerweile drei Bekennerschreiben. Eine bislang unbekannte islamistische Vereinigung mit dem Namen "Tawhid und Dschihad Gruppe in Ägypten" bekannte sich im Internet zu dem Anschlag, bei dem am in der Nacht zum Samstag mindestens 64 Menschen getötet worden waren. Zuvor hatten bereits zwei andere islamistische Gruppen erklärt, die Attentate seien von ihnen verübt worden. Eine der beiden Gruppen hat nach eigenen Angaben Verbindungen zu der Extremistenorganisation al Kaida. Die "Tawhid und Dschihad Gruppe in Ägypten" bekannte sich zudem zu dem Anschlag im ägyptischen Taba im Oktober 2004, bei dem 34 Menschen getötet worden waren.

Der Blick in die Vergangenheit

Die ägyptischen Ermittler suchen auch nach einem möglichen Zusammenhang zwischen den jüngsten Anschlägen in Ägypten und der Bombenserie gegen israelische Touristen auf der Sinai-Halbinsel im vergangenen Oktober, bei denen 34 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden waren. Diese war vom Kairoer Innenministerium als Tat einer lokalen Gruppe unter Führung eines Palästinensers dargestellt worden. Westliche Geheimdienste hatten diese Version jedoch angezweifelt und die Beteiligung von Angehörigen eines internationalen Terrornetzes nicht ausgeschlossen.

Der Gouverneur von Süd-Sinai, der Region um Scharm el Scheich, Mustafa Afifi, sagte, bei der Explosion der drei Sprengsätze in Scharm el Scheich seien nach bisherigen Erkenntnissen 64 Menschen ums Leben gekommen. Bei den 46 identifizierten Opfern handele es sich um 39 Ägypter und sieben Ausländer. Mehrere Menschen werden noch vermisst.

DPA · Reuters
DPA/Reuters