Wenn sich Kim Jong Il hin und wieder hinter gepanzertem Glas aus seinem Hungerstaat wagt, geht die Reise meist nach Russland oder China. So wie jetzt wieder.
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il hat nach Medienberichten am Montag in Peking Gespräche über das Atomprogramm seines Landes geführt. Das Außenministerium in Peking wollte den Besuch Kims beim chinesischen Präsidenten Hu Jintao zunächst nicht bestätigen.
Der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge trafen Kim und seine etwa 40-köpfige Delegation am Morgen mit einem Sonderzug in der chinesischen Hauptstadt ein. Journalisten sahen, wie ein Konvoi gepanzerter Wagen mit getönten Scheiben den Hauptbahnhof verließ und kurz darauf am Gästehaus der Regierung ankam. Unter Berufung auf nicht genannte Quellen hieß es, Kim und Hu hätten beim Mittagessen über eine Lösung des Atomkonflikts gesprochen.
Washington hofft auf Chinas Einfluss
Hu habe Kim die Position der USA dargelegt, wie sie auch US-Vizepräsident Dick Cheney bei seinem Besuch in Peking in der vergangenen Woche vertrat. Die USA fordern eine nachprüfbare Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms. Zwei Runden von Sechsparteiengesprächen blieben bislang ohne Ergebnis. Washington hofft, dass China seinen Einfluss in Nordkorea geltend macht, um Fortschritte zu erreichen. Ein Sprecher des nordkoreanischen Außenamtes hatte Cheney am Sonntag als „geistig gestört“ bezeichnet.
Yonhap erklärte, Hu und Kim hätten „ihre Freundschaft und ihr Bündnis“ bekräftigt. Darüber hinaus hätten sie chinesische Nahrungsmittel- und Energielieferungen und die Wirtschaftsreformen in Nordkorea erörtert. Der staatliche südkoreanische Fernsehsender KBS-TV berichtete, Kim wolle China auch um wirtschaftliche Hilfe bitten. Dem Sender zufolge will Kim während seines viertägigen Besuchs auch mit dem früheren Staatspräsidenten Jiang Zemin, der jetzt den einflussreichen Militärausschuss leitet, Ministerpräsident Wen Jiabao und weiteren Regierungsvertretern zusammentreffen.
Der Besuch wäre der erste seit Hus Amtsantritt im vergangenen Jahr. Bei Reisen Kims nach China 2000 und 2001 wurden erst im Anschluss an seine Rückkehr nach Pjöngjang einige Einzelheiten bekannt gegeben.