Er steht auf einem Trümmerhaufen und schreit minutenlang seine Verzweiflung in die Welt hinaus. "Ich schwöre bei Gott, dass ich nachts wegen der Kampfflugzeuge nicht schlafen kann", sagt ein Syrer zu Beginn des Videos auf der Facebook-Seite des "Deutsch-syrischen Informationsforums" (DSI) noch recht ruhig. Doch von Sekunde zu Sekunde wird deutlicher, welchen Horror viele Syrer durchleben. "Sie bombardieren uns Tag und Nacht", sagt er. "Wohin könnten wir gehen? Wohin?" Und dann wendet er sich an die ganze Welt. "Bitte finden Sie eine Lösung, helfen Sie uns! Bei Gott, sie bombardieren uns nun kontinuierlich seit zwei Monaten."
Nachts fielen die Bomben, tagsüber wagten sich die Menschen aus Angst vor Raketen nicht vor die Tür. "Ich schwöre bei Gott, so werden die Menschen verrückt", ruft der Mann aus. Zwischen seinen Sätzen ist ein Schluchzen zu hören, dann: "Sie wollen uns ausrotten, wir werden ausgerottet!" Sie müssten Dutzende von Toten begraben, Tag für Tag, bis sie selbst an der Reihe sein werden.
Krieg in Syrien: Kinder spielen auf Trümmern
Mehr als vier Minuten lang ist das mit deutschen Untertiteln versehene Video. Entstanden sein soll es am 12. Februar in al Ghanto, nördlich von Homs. Ob es wirklich authentisch ist, lässt sich nicht überprüfen. Das DSI, das es online gestellt hat, unterstützt laut Eigenauskunft die Syrer in ihrem Bestreben nach Freiheit, Demokratie und Menschenrechten und will die Öffentlichkeit über die Situation im Land informieren.
Kameraschwenks zeigen Trümmerberge, auf denen Kinder spielen. Menschen stehen in Ruinen, die wohl einst ihr Zuhause waren. Trotzdem haben sie keine Chance, klagt der Mann an. "Wohin könnten wir gehen? Wir sind alle obdachlos", sagt er. "Wenn wir ins Ausland gehen, sagen sie, ich liefe weg." Dann weist er offenbar nach Syrien hinein. "Wenn wir dorthin gehen würden, hieße es, ich hätte mich gerettet."
"Sie massakrieren uns!"
Tag und Nacht flögen die Kampfflugzeuge Angriffe. "Hört uns, oh Welt, hört uns, ihr Muslime, wir werden getötet, sie massakrieren uns!", ruft er, zum Himmel gewandt. Dann berichtet er von Massakern, die jeden zweiten oder dritten Tag stattfänden. Dabei gäbe es im Ort keine Bewaffneten - nur Zivilisten und Kinder, die Schutz suchten. Für die Angriffe macht er russischen Bomber und das Assad-Regime verantwortlich. Selbst Arbeiter, die morgens um fünf Uhr Kühe melken wollten, seien für Terroristen gehalten und in drei Angriffswellen getötet worden. Er berichtet von Hunger. Er berichtet von Krankheit. Von toten Vätern, toten Brüdern, toten Nachbarn. Jeder seiner Sätze ist eine Anklage an die Welt. Aus dem Off sagt der Kameramann: "Gott helfe diesen Menschen!" Auf die Hilfe der Welt wagt in Syrien wohl kaum noch jemand zu hoffen.