Bei einer Trauerfeier in Charlottesville nahmen Hunderte Abschied von Heather Heyer, die offenbar vorsätzlich mit einem Auto überfahren wurde und dabei ums Leben gekommen ist. Die Mutter des Opfers, Susan Bro, sprach zu den Trauernden - viele von ihnen trugen Lila, die Lieblingsfarbe von Heather. "Sie wollten meine Tochter töten, um sie zum Schweigen zu bringen", so Susan Bro, "Aber wissen Sie was? Sie haben sie nur noch größer gemacht." Aus den Reihen folgte tobender Applaus.
Am vergangenen Samstag ist es in Charlottesville zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen, als Neonazis und Ultrarechte gegen die Demontage eines Denkmals des US-Generals Robert E. Lee protestiert haben. Dabei steuerte ein Auto offenbar absichtlich in Gegendemonstranten wie Heather Heyer. Mindestens 19 Menschen wurden verletzt. Die Unruhen haben international für Aufsehen und Empörung gesorgt.
Emotionale Trauerfeier in Charlottesville
"Was kann ich tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen?", frage Susan Bro die Trauergemeinde. Man solle nicht schweigen, sondern handeln - so, wie auch Heather "es getan und möglich gemacht hätte". Wer nicht wegschaue, finde einen Weg, die Welt zu verändern. "Also fasst euch ans Herz. Ich möchte, dass ihr aufpasst. Findet heraus, was falsch ist. Schaut nicht weg." So gebe man dem Tod von Heather eine Bedeutung. "Ich hätte meine Tochter lieber hier", so Susan Bro. "Aber wenn ich sie schon aufgeben muss, dann soll es zu etwas nütze sein."
Heyer hat die letzten vier Jahre als Rechtsanwaltsgehilfin gearbeitet, wie unter anderem "Zeit Online" berichtet. Ihr Chef der Kanzlei in Virginia beschrieb sie als eine "sehr starke, sehr eigensinnige junge Frau", die sich für Gleichheit stark gemacht hätte. Bei der Demonstration wollte sie ein Statement gegen Neonazis und Ultrarechte senden. Freunde starteten nach ihrem Tod eine Crowdfunding-Kampagne, berichtet das Portal, um Geld für ihre Familie zu sammeln. Innerhalb weniger Stunden seien von rund 3.000 Spendern etwa 225.000 Dollar zusammengekommen.
Kritik an Reaktion(en) von Donald Trump
Auch US-Präsident Donald Trump, der an der Trauerfeier nicht teilgenommen hat, bekundete via dem Kurznachrichtendienst Twitter seine Anteilnahme:
Trump hatte in seiner ersten Reaktion am Samstag von "Gewalt von vielen Seiten" gesprochen und vermieden, Rassisten und Neonazis beim Namen zu nennen. Dafür war er scharf kritisiert worden. Erst am Montag, zwei Tage später, hatte Trump sich von Rassisten und dem Ku Klux Klan distanziert, US-Medien zufolge nur unter großem Druck enger Berater.
Am Dienstag sagte Trump zu seinem ersten Zögern: "Ich wollte sicher sein, dass das, was ich sage, korrekt ist." Man sage nicht sofort etwas, wenn man die Fakten nicht genau kenne, "anders als viele Reporter", fügte Trump hinzu.
Schwer verärgert sagte Trump, in Charlottesville seien längst nicht nur Rassisten und Nationalisten auf der Straße gewesen, sondern auch unschuldige Demonstranten, die etwa am Vorabend friedlich gegen den Abriss der Statue des Südstaatengenerals Robert E. Lee hätten protestieren wollen. Es habe "auf beiden Seiten sehr anständige Leute" gegeben.
"Es gab auf der einen Seite eine Gruppe, die schlimm war, und es gab auf der anderen Seite eine Gruppe, die ebenfalls sehr gewalttätig war", sagte Trump. Damit stellte der US-Präsident Neonazis auf eine Stufe mit den Gegendemonstranten. Die Pressebegegnung lief zeitweise aus dem Ruder.