US-Präsident George W. Bush hat trotz des Protestes der chinesischen Regierung den Dalai Lama empfangen. Mitarbeiter im Büro des tibetischen Würdenträgers sagten, das Treffen habe im Weißen Haus in Washington stattgefunden.
Das Gespräch sei keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas, erklärte Bushs Sprecher Tony Fratto. "Wir respektieren auch die chinesischen Sorgen", sagte er. Offenbar auf Rücksicht auf China traf Bush den Dalai Lama anders als andere Politiker nicht im Oval Office, sondern im Wohnbereich des Weißen Hauses. Zudem weigerte sich das Präsidialamt, den Zeitpunkt des Treffens bekanntzugeben. Journalisten waren nicht zugelassen.
"Wir sind wütend"
Der chinesische Außenminister Yang Jiechi hatte die US-Regierung aufgefordert, die "extrem falschen" Pläne für den Empfang des Dalai Lamas aufzugeben. China kritisierte auch die geplante Ehrung des Dalai Lama im US-Kongress drohte ernste Konsequenzen an. "Wir sind wütend", sagte der Chef der Kommunistischen Partei in Tibet, Zhang Qingli. Es wäre falsch und ungerecht, wenn das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Mittwoch im US-Kongress eine Ehrenmedaille überreicht bekommen sollte.
Der Dalai Lama gilt als Symbolfigur des tibetischen Widerstands gegen die Besetzung seiner Heimat. China, das die Himalaya-Region 1950 annektierte, betrachtet den Tibeter als Separatisten und kritisiert daher dessen Treffen mit ausländischen Politikern. Nach einem Besuch des Dalai Lama bei Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte China bereits den für Dezember geplanten Menschenrechtsdialog sowie andere Termine mit deutschen Vertretern abgesagt. Deutschland appellierte daraufhin an China, die ausgesetzten Gespräche über Menschenrechte wieder aufzunehmen.