Bis Samstag wird sich entscheiden, ob der umstrittene Supreme-Court-Kandidat Brett Kavanaugh eine Mehrheit bekommt. US-Präsident Trump nutzt zuweilen jede Gelegenheit, seinen Wunschkandidaten zu verteidigen. Dabei macht er auch Stimmung gegen die #Metoo-Bewegung.
"Trump Of The Week" Trump im Kavanaugh-Fall: Rächer des weißen Mannes

Die Zeiten werden immer turbulenter in Amerika. Brett Kavanaughs mögliche Ernennung als Richter in den Obersten Gerichtshof spaltet die Nation. Bis diese Woche hielt sich Trump mehr oder weniger zurück. Christine Blasey Ford, die Frau, die Kavanaugh sexuellen Missbrauch vorwirft – sei eine glaubwürdige Zeugin, sagte Trump. Er tat so, als wolle er ihre Seite hören.Doch wie ich in der letzten Folge vermutet habe, war das alles nur Show. Bei einer Rally in Mississippi verschwindet seine vorgespielte Empathie. Trump verspottet die Aussagen der Psychologieprofessorin und hinterfragt damit ihre Glaubwürdigkeit. "Ich hatte ein Bier. Denken Sie, dass es mehr waren? Nein. Ich hatte ein Bier. Wie sind Sie nach Hause gekommen? Ich weiß nicht mehr. Wie sind sie dort angekommen? Ich weiß nicht mehr. Wo hat es stattgefunden? Ich weiß nicht mehr. Vor wie vielen Jahren war es? Ich weiß nicht." Wie krass ist das denn: Ein US-Präsident verhöhnt ein mutmaßliches Opfer sexueller Gewalt, um bei seinen Anhängern zu punkten. Was ist aus Trumps Strategie geworden, sich nicht zu sehr auf Kavanaughs Seite zu schlagen, falls die Nominierung scheitert? Gloves off (Jetzt wird’s ernst), Amerika. Donald der Wahlkampfboxer ist wieder da. Und er zeigt seine hässlichste Seite. Trump: "In welchem Stadtteil war die Party? Ich weiß nicht. Wo ist das Haus? Ich weiß nicht. Erster Stock, Erdgeschoss, wo war es? Ich weiß nicht. Aber ich hatte ein Bier. Nur daran kann ich mich erinnern. Und das Leben eines Mannes ist ruiniert." Trump verteidigt Kavanaugh, weil er sich mit ihm identifiziert. Beide Männer kommen aus privilegierten, weißen Familien, denen die Welt immer zu Füßen lag. Nun sehen sich beide mit sexuellen Missbrauchsvorwürfen konfrontiert und verstehen die Welt nicht mehr. "Ich habe viele falsche Vorwürfe gehabt. Ich hatte alles – ich hatte so viele. Wenn ich sage, dass es nicht passiert ist, glaubt mir keiner." "Man ist schuldig bis man für unschuldig erklärt wird. Das ist sehr gefährlich für unser Land. Ich erfahre das ständig. Für mich ist es aber doch teil der Jobbeschreibung. Lasst es mir passieren. Doch nicht Kavanaugh." Ich glaube nicht, dass sexuelle Belästigungsvorwürfe mit dem Amt des US-Präsidenten automatisch einhergehen. Trump kapiert die MeToo-Bewegung nicht. Nun soll es plötzlich Konsequenzen für Männer geben, die andere Menschen sexuell missbraucht haben? "Wir leben in einer Zeit, wenn Ihr Vater, Ihr Ehemann, Ihr Bruder, Ihr Sohn Erfolg haben könnten. Mama, ich war ein Musterschüler ... Dann: Mama, eine Person, die ich nicht kenne, sagt, dass ich etwas Grausames gemacht haben soll. Nun werde ich gefeuert. Ich weiß nicht, was ich machen soll." Für Trump steht fest: Die Opfer der MeToo-Bewegung sind die Männer. "Es ist eine beängstigende Zeit für junge Männer in Amerika, wenn man für schuldig gehalten wird, obwohl man unschuldig ist." Ich würde lieber in einer Welt leben, in der Frauen selbstverständlich sexuellen Missbrauch anzeigen. Ich bin auch dafür, dass keiner als "Guilty" angesehen wird, bevor der Fall vor Gericht verhandelt wurde. Aber wir dürfen die Stimmen der Opfer nicht verstummen lassen. Und vor allem dürfen wir uns nicht über sie lustig machen. Wir müssen eine Gesellschaft schaffen, wo Opfer frei sprechen können – ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Trump will eine solche Gesellschaft offenbar nicht, in der Männer sich für ihre Taten verantworten müssen. Der Senat soll am Wochenende abstimmen – und Kavanaugh wird wahrscheinlich durchkommen. Trotz der Tatsache, dass mehrere republikanische Senatoren Dr. Ford für "glaubwürdig" halten. Das wäre das schlimmste Ergebnis, das es geben könnte: Nun wird eine Frau angehört, es wird ihr sogar geglaubt – und trotzdem ändert sich nichts. Vielen Dank fürs Zuschauen. Wir sehen uns nächste Woche bei "The Trump of the Week".