Gut eine Woche vor der Entführung von drei bayerischen Bergsteiger in der Türkei sollen deutsche Behörden vor Gewaltaktionen der Kurden-Organisation PKK gewarnt worden sein. So habe das Bundeskriminalamt (BKA) nach Hinweisen der türkischen Polizei die Innenministerien auf die Gefahr von Anschlägen und Geiselnahmen in der Türkei aufmerksam gemacht, schreibt das Magazin "Der Spiegel". Die PKK-Führungsebene habe die Bundesregierung vor "negativen Konsequenzen" ihrer Kurdenpolitik gewarnt.
Der "Spiegel" berichtet, der Exekutivrat der Vereinigten Gemeinschaften Kurdistans - nach dem inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan so etwas wie die zweithöchste Instanz im Kampf der Kurden - habe Ende Juni die Bundesregierung aufgefordert, ihre "feindliche Politik gegen das Kurdische Volk und seine Befreiungsbewegung" aufzugeben. Kurz darauf habe die türkische Polizei dem BKA gemeldet, unter den Kurden im Land herrsche Unruhe - es könne zu Anschlägen und Entführungen kommen. Innenstaatssekretär August Hanning bestätigte solche Hinweise.
Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte eindringlich an die Entführer. "Ich rufe die Entführer auf, die drei Deutschen umgehend und unversehrt freizulassen", sagte Merkel der "Bild am Sonntag". "Die Bundesregierung wird alles tun, um ihre Freilassung zu erreichen und arbeitet dabei engstens mit den türkischen Stellen zusammen." Allerdings werde sie sich von den Entführern nicht erpressen lassen, bekräftige die Kanzlerin. Merkel kündigte an, sie werde auch mit dem türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan am Rande des Mittelmeer-Gipfels am Sonntag in Paris sprechen.
Die drei aus Bayern stammenden Bergsteiger waren am Mittwoch von Mitgliedern der separatistischen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) auf dem Berg Ararat in der Osttürkei nahe der iranischen Grenze gekidnappt worden. Im Austausch für die Geiseln fordern die Entführer eine Änderung der deutschen Kurdenpolitik, was die Bundesrepublik abgelehnt hat.