Mit einem 28 Punkte umfassenden Friedensplan wollen die USA den seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine beenden. Er verlangt von der Ukraine schmerzhafte Zugeständnisse wie die Abtretung großer Gebiete in der Ostukraine an Russland, eine Begrenzung der Truppenstärke und den Verzicht auf einen Nato-Beitritt. US-Präsident Donald Trump will, dass die Ukraine den Plan bis kommenden Donnerstag im Wesentlichen akzeptiert. Nach Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj droht der Ukraine bei einem Nein zum Plan, die USA als Schlüsselpartner zu verlieren.
Deutschland und andere führende Unterstützer der Ukraine lehnen den Plan in der derzeitigen Form ab. Zwar stelle der aktuelle Entwurf eine Grundlage dar, jedoch müsse weiter an dem Plan gearbeitet werden, heißt es in einer nach einem Krisentreffen am Rande des G20-Gipfels in Johannesburg veröffentlichten Erklärung am Samstag. Wie der Deutschen Presse-Agentur aus deutschen Regierungskreisen bestätigt wurde, wollen Vertreter führender europäischer Staaten am Sonntag mit den USA und der Ukraine über den US-Friedensplan sprechen. Das Treffen werde in Genf stattfinden, hieß es.
Rubio kündigt Änderungen im Friedensplan an
Neuer Entwurf von US-Plan enthält viele "Prioritäten" der Ukraine
Trump schrieb erneut, dass er einen "Krieg geerbt habe, der niemals hätte ausbrechen dürfen". Dass es diesen Krieg gebe, habe nur damit zu tun, dass die USA und die Ukraine beim Ausbruch des Krieges keine starke Führung gehabt hätten. Als der Krieg 2022 ausbrach, war Trumps Erzfeind Joe Biden Präsident der Vereinigten Staaten.
Merz betonte, dass die Europäer den USA einen stark überarbeiteten Entwurf übermittelt haben. Die 28 Punkte seien aber viel zu komplex, um eine Einigung in einer so kurzen Zeit bis Donnerstag, der von den USA gesetzten Deadline, zu erreichen. Das sei der Hintergedanke seines abgespeckten Vorschlags. Er wolle "wenigstens den Versuch unternehmen", ob es einen Punkt geben kann, auf den man sich verständigen könne.
Die Europäer sehen noch keinen "guten Plan", so viel ist klar.
Nun sickert langsam durch, wie sich Europa heute in Genf genau positionieren will. Wie Bloomberg aus unterrichteten Kreisen der Verhandler erfahren haben will, gebe es mehrere zentrale Punkte, darunter:
- Washington soll der Ukraine Sicherheitsgarantien im Stile des fünften Nato-Artikels gewähren
- USA sollen für ihre Sicherheitsgarantien entlohnt werden
- Russische Forderung, die Ukraine solle nicht besetztes Gebiet abgeben, wird zurückgewiesen
- Eingefrorene russische Vermögen sollen zum Wiederaufbau der Ukraine eingesetzt werden
- Sanktionen gegen Russland sollen nach und nach gelockert werden
Offizielle Äußerungen der Verhandlungsführer gibt es noch nicht. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte öffentlich, die Grenzen der Ukraine dürften nicht verändert werden. Zudem dürfe die ukrainische Armee nicht so verkleinert werden, dass sie anfällige für künftige Angriffe werde. Ihr dritter Punkt: "Die Ukraine muss die Freiheit und das souveräne Recht haben, über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen. Sie hat sich für einen europäischen Weg entschieden".
Unterdessen berichten Schweizer Medien, dass US-Außenminister Marco Rubio und der Sondergesandte Steve Witkoff in Genf gelandet sind.
Mein Kollege Moritz Gathmann kommentiert so: "Dieser Plan ist misslich – aber akzeptabel" (hier klicken), meine Kollegin Miriam Hollstein dagegen schreibt: "Trumps Friedensplan ist für Europa eine Unverschämtheit" (hier lesen)
Russland hat in der Region um die Stadt Saporischschja mit Drohnen Angriffe geflogen, dabei wurden auch Wohnhäuser getroffen, es gibt mindestens 15 Verletzte. An der Frontlinie in den Gebieten Donezk und Cherson starben laut Behörden acht Menschen.
Die Ukraine hat in der Nacht derweil ebenfalls mit Drohnen ein großes Heizkraftwerk 120 Kilometer östlich von Moskau attackiert. Die meisten Drohnen seien abgeschossen worden, teilte der russische Gouverneur Andrej Worobjow mit. Ein Teil sei auf dem Kraftwerksgelände eingeschlagen, die Stromversorgung sei allerdings intakt.