Mit einem 28 Punkte umfassenden Friedensplan wollen die USA den seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine beenden. Er verlangt von der Ukraine schmerzhafte Zugeständnisse wie die Abtretung großer Gebiete in der Ostukraine an Russland, eine Begrenzung der Truppenstärke und den Verzicht auf einen Nato-Beitritt.
Trump: Ukraine soll Friedensplan bis Donnerstag akzeptieren
US-Präsident Donald Trump will, dass die Ukraine den Plan bis kommenden Donnerstag im Wesentlichen akzeptiert. Nach Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj droht der Ukraine bei einem Nein zum Plan, die USA als Schlüsselpartner zu verlieren.
Deutschland und andere führende Unterstützer der Ukraine lehnen den Plan in der derzeitigen Form ab. Zwar stelle der aktuelle Entwurf eine Grundlage dar, jedoch müsse weiter an dem Plan gearbeitet werden, heißt es in einer nach einem Krisentreffen am Rande des G20-Gipfels in Johannesburg veröffentlichten Erklärung am Samstag.
Für einen dauerhaften Frieden dürfe es auch keine Einschränkungen für das ukrainische Militär geben, die zu weiterer russischer Aggression einladen würden, sagt sie.
"Wir haben noch nichts offiziell erhalten", sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bei seiner täglichen Pressekonferenz. Er wisse, dass "Änderungen" an dem Plan vorgenommen worden seien, den die USA vorgelegt hatten. Moskau hatte die ursprüngliche Version des Plans begrüßt.
„Wir haben noch nichts offiziell erhalten“Kreml-Sprecher Dmitri Peskow
Jeder europäische Politiker habe die Pflicht, diesen Plan vollständig und bedingungslos zu unterstützen, schreibt Szijjarto auf der Online-Plattform X.
Europäische Staaten hatten unterdessen am Sonntag eine modifizierte Version des US-Friedensplans vorgelegt, der auf einige Hauptforderungen Russlands eingegangen war.
"Das wird zu verstärken und zu beschleunigen sein." Die Bundeswehr-Brigade in Litauen soll insgesamt 5000 Soldatinnen und Soldaten umfassen und bis 2027 voll einsatzbereit sein.
"Wir sind in der gesamten Region engagiert wie kaum ein anderer Alliierter innerhalb der Nato oder der Europäischen Union", betont Wadephul. "Für uns ist der gesamte baltische Raum ein zentraler Raum, auf den sich die Bundeswehr konzentrieren wird. Und ich denke, das ist schon auch eine hinreichende und weitreichende Unterstützung der Ukraine."
„Wir sind in der gesamten Region engagiert wie kaum ein anderer Alliierter innerhalb der Nato oder der Europäischen Union“Bundesaußenminister Johann Wadephul
„Das sind wichtige Schritte, aber für einen echten Frieden braucht es mehr, viel mehr“Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj
Damit sei nun ein "erster Schritt" gegangen worden, sagt Wadephul im Deutschlandfunk. In einem zweiten Schritt müsse jetzt sichergestellt werden, "dass die Souveränität der Ukraine gewahrt wird".
Das heiße, "dass sie im Einzelnen darüber entscheiden kann, wann und welche Zugeständnisse sie gegebenenfalls macht". Hier sehe sich Europa weiter als "Anwalt" der Ukraine.
Der vollständige Text des europäischen Gegenvorschlags zum US-amerikanischen Ukraine-Friedensplan
1. Die Souveränität der Ukraine wird erneut betont.
2. Zwischen Russland, der Ukraine und der Nato wird ein umfassendes und vollständiges Nichtangriffsabkommen geschlossen. Alle Unklarheiten der letzten 30 Jahre werden beseitigt.
(Punkt 3 des US-Plans wurde gestrichen. Ein der Nachrichtenagentur Reuters vorliegender Entwurf dieses Plans besagte: "Es wird erwartet, dass Russland seine Nachbarn nicht angreift und die Nato sich nicht weiter ausdehnt.“)
4. Nach Unterzeichnung eines Friedensabkommens wird ein Dialog zwischen Russland und der Nato stattfinden, um alle Sicherheitsbedenken auszuräumen und ein deeskalierendes Umfeld zu schaffen, um die globale Sicherheit zu gewährleisten und die Möglichkeiten für Konnektivität und künftige wirtschaftliche Chancen zu erhöhen.
5. Die Ukraine wird robuste Sicherheitsgarantien erhalten.
6. Die Größe des ukrainischen Militärs soll in Friedenszeiten auf 800.000 Mann begrenzt werden.
7. Ein Nato-Beitritt der Ukraine hängt vom Konsens der Nato-Mitglieder ab, der derzeit nicht existiert.
8. Die Nato verpflichtet sich, in Friedenszeiten keine Truppen unter ihrem Kommando dauerhaft in der Ukraine zu stationieren.
9. Nato-Kampfjets werden in Polen stationiert.
10. US-Garantie, die Artikel 5 des Nato-Truppenstatus entspricht
11. Die Ukraine ist zu einer EU-Mitgliedschaft berechtigt und erhält während der Prüfung ihres Antrags einen kurzfristigen bevorzugten Marktzugang zu Europa.
12. Umfassendes globales Wiederaufbaupaket für die Ukraine, einschließlich, aber nicht beschränkt auf:
b. Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten mit der Ukraine, um die ukrainische Gasinfrastruktur, einschließlich der Pipelines und Speicheranlagen, gemeinsam wiederherzustellen, auszubauen, zu modernisieren und zu betreiben
c. Eine gemeinsame Anstrengung zur Sanierung der vom Krieg betroffenen Gebiete, um Städte und Wohngebiete wiederherzustellen, neu zu entwickeln und zu modernisieren
13. Russland soll schrittweise wieder in die Weltwirtschaft integriert werden.
c. Russland soll wieder in die G8 eingeladen werden.
14. Die Ukraine wird vollständig wiederaufgebaut und finanziell entschädigt, unter anderem durch russische Staatsvermögen, die so lange eingefroren bleiben, bis Russland den der Ukraine entstandenen Schaden kompensiert hat.
15. Unter Beteiligung der USA, der Ukraine, Russlands und der Europäer wird eine gemeinsame Sicherheits-Taskforce eingerichtet, um alle Bestimmungen dieses Abkommens zu fördern und durchzusetzen.
16. Russland wird eine Nichtangriffspolitik gegenüber Europa und der Ukraine gesetzlich verankern.
17. Die Vereinigten Staaten und Russland vereinbaren die Verlängerung der Verträge zur Nichtverbreitung und Kontrolle von Atomwaffen, einschließlich des Fair-Start-Abkommens.
18. Die Ukraine erklärt sich bereit, gemäß dem Atomwaffensperrvertrag ein atomwaffenfreier Staat zu bleiben.
19. Das Kernkraftwerk Saporischschja wird unter Aufsicht der IAEA wieder in Betrieb genommen, und der erzeugte Strom wird zu gleichen Teilen (50:50) zwischen Russland und der Ukraine aufgeteilt.
20. Die Ukraine wird die EU-Regeln zur religiösen Toleranz und zum Schutz sprachlicher Minderheiten übernehmen.
21. Gebiete
22. Sobald die künftigen territorialen Regelungen vereinbart sind, verpflichten sich die Russische Föderation und die Ukraine, diese Regelungen nicht mit Gewalt zu ändern. Jegliche Sicherheitsgarantien verlieren ihre Gültigkeit im Falle eines Verstoßes gegen diese Verpflichtung.
23. Russland wird die Nutzung des Flusses Dnepr durch die Ukraine für kommerzielle Zwecke nicht behindern, und es werden Abkommen über den freien Transport von Getreide durch das Schwarze Meer getroffen.
24. Zur Lösung offener Fragen wird ein humanitärer Ausschuss eingerichtet:
25. Die Ukraine wird so bald wie möglich nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens Wahlen abhalten.
26. Es werden Vorkehrungen getroffen, um das Leid der Opfer des Konflikts zu lindern. (wortgleich zu Punkt 24. d.)
27. Dieses Abkommen ist rechtsverbindlich. Seine Umsetzung wird von einem Friedensrat unter dem Vorsitz von Präsident Donald J. Trump überwacht und gewährleistet.
Strafen bei Zuwiderhandlung
28. Sobald alle Seiten diesem Memorandum zustimmen, tritt ein Waffenstillstand mit sofortiger Wirkung in Kraft, sobald sich beide Parteien hinter die vereinbarten Linien zurückgezogen haben. Die Modalitäten des Waffenstillstands, einschließlich der Überwachung, werden von beiden Parteien unter US-amerikanischer Aufsicht vereinbart.
Gut sei auch, dass US-Außenminister Marco Rubio etwas den Zeitdruck aus dieser Woche herausgenommen habe. "Das ist schon eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass man zu einer belastbaren Einigung kommen kann", sagt Wadephul. Neben der strittigen Frage von Gebietsabtretungen gehörten Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu den zentralen Punkten. Diese müssten eine besondere Qualität haben. Er ist demnach zuversichtlich, dass sich auch die USA hier eindeutig zur Ukraine bekennen.
Neuer Friedensplan soll "vollständig" Souveränität der Ukraine bewahren
Ein neuer Entwurf eines "Friedensplans" zur Beendigung des Ukraine-Kriegs wird nach Angaben des Weißen Hauses "vollständig" die Souveränität der Ukraine bewahren. Dies gab das Weiße Haus am Sonntag (Ortszeit) bekannt, nachdem Vertreter der Ukraine, der USA und europäischer Staaten in mehreren Gesprächsrunden in Genf über den in den vergangenen Tagen von Washington vorgelegten Plan beraten hatten. Die Gespräche seien ein "bedeutender Schritt voran" gewesen.