Ukraine Justiz ermittelt wegen Vergiftung Juschtschenkos

Nach Einschätzung von Wiener Ärzten ist Viktor Juschtschenko Opfer einer Dioxinvergiftung geworden. Jetzt hat die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft neue Ermittlungen aufgenommen.

Der ukrainische Generalstaatsanwalt hat am Samstag neue Ermittlungen wegen des "angeblichen Vergiftungsversuchs" des oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Viktor Juschtschenko aufgenommen. Dies berichtete die russischen Nachrichtenagentur Interfax. Erste Ermittlungen waren am 22. Oktober eingestellt worden. Damals hatte es geheißen, eine medizinische Untersuchung habe ergeben, dass die Krankheit Juschtschenkos auf eine Herpes-Infektion zurückzuführen sei.

Das neue Ermittlungsverfahren wurde aufgrund der in Wien vorgestellten Diagnose aufgenommen, nach der Juschtschenko während des Präsidentschaftswahlkampfs in seinem Heimatland mit Dioxin vergiftet worden. Dies gaben seine behandelnden Ärzte in Wien nach neuen Tests am Samstag bekannt. Ihren Angaben zufolge gibt es im Fall des Politikers einen "Verdacht auf Fremdverschulden".

Wahlkampfstart ohne Juschtschenko

Mit der Veröffentlichung des Untersuchungsergebnisses bestätigten die Ärzte Michael Zimpfer und Nikolai Korpan vor Journalisten einen entsprechenden Bericht der Londoner Tageszeitung "The Times" in dieser Woche. Juschtschenko war am Freitagabend überraschend in der Privatklinik Rudolfinerhaus eingetroffen, wo er bereits im September und Oktober wegen seiner mysteriösen Erkrankung behandelt worden war. Zimpfer und Korpan hatten eine endgültige Diagnose von abschließenden Tests in Wien abhängig gemacht. In der Ukraine lief die heiße Phase des Wahlkampfes zur Stichwahl um das Präsidentenamt am 26. Dezember zunächst ohne Juschtschenko an.

"Wir schließen ab mit der Zusatzdiagnose 'Verdacht auf Fremdverschulden'", sagte Zimpfer. Weitere Ermittlungen seien nun Sache der zuständigen Behörden. In Blut und Gewebe des Patienten habe man "mindestens das Tausendfache der normalen Konzentration" an Dioxin gefunden. "Das entspricht einer Dosierung im Milligramm-Bereich beziehungsweise im unteren Gramm-Bereich". Das Gift lasse sich zum Beispiel leicht in einer mit Sahne abgebundenen Suppe "verpacken".

Juschtschenko hatte von Anfang an den Verdacht geäußert, er sei vergiftet worden, um ihn politisch auszuschalten. Er war am 10. September in die Wiener Klinik gebracht worden, wo er mehr als drei Wochen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen behandelt wurde. Sein Gesicht ist seither von Narben entstellt.

Die Ehefrau des Kandidaten, Katarina Juschtschenko, hatte nach eigenen Worten schon vor der endgültigen Diagnose "keine Zweifel", dass ihr Mann - vermutlich von politischen Gegnern - vergiftet worden sei. Bereits vor der Veröffentlichung der Diagnose sagte sie vor Journalisten, ihr Mann habe schon vor seiner Erkrankung im September Drohungen erhalten und "erhält sie weiterhin", "weil es viele Leute gibt, die meinen Mann und die Veränderungen, die er der Ukraine bringen würde, als eine große persönliche Bedrohung sehen". "In der Nacht, in der mein Mann nach Haus kam, fühlte ich, dass an seinem Atem etwas komisch war. Wir haben erst später gemerkt, dass ich Recht hatte", sagte sie. Der Oppositionspolitiker selbst hat erklärt, er sei unmittelbar nach einem Treffen mit dem ukrainischen Geheimdienstchef krank geworden.

DPA
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