Die Stadt Mariupol am Asowschen Meer ist so gut wie vollständig in der Hand der Russen. Unter dem weitläufigen Fabrikgelände von Azovstal, in einem komplizierten Tunnelsystem, haben sich noch ukrainische Kämpfer verschanzt, mitsamt rund 200 Zivilisten. Seit zwei Tagen sind russische Truppen dabei, auf das Gelände vorzudringen, sagte der Kommandeur des ukrainischen Regiments Asow, Denis Prokopenko. "Es gibt schwere, blutige Kämpfe."
Für Donnerstag, Freitag und Samstag ist jeweils eine, auf mehrere Stunden begrenzte Feuerpause angekündigt, damit diese Menschen sich in Sicherheit bringen können. In Kiew sicherte Präsident Wolodymyr Selenskyj dasselbe für die ukrainische Seite zu. "Wir hoffen, weiterhin Menschen aus Azovstal, aus Mariupol retten zu können", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache.
Militärparade in Mariupol
Wenige Tage vor dem 9. Mai, dem "Tag des Sieges" über Hitler-Deutschland, hat der Kreml den ranghohen Beamten Sergej Kirijenko nach Mariupol entsandt. Der frühere Regierungschef organisiert für Präsident Wladimir Putin die russische Innenpolitik. Den Angaben zufolge besuchte er in der kurz vor dem Fall befindlichen Stadt das Ilitsch-Stahlwerk und den Hafen. Kirijenko soll dort angeblich eine Militärparade vorbereiten, heißt es beim ukrainischen Militärgeheimdienst. Mariupol solle nach den Plänen Moskaus ein Zentrum der "Feierlichkeiten" am 9. Mai werden. Die zentralen Straßen der Stadt würden derzeit "von Trümmern, Leichen und nicht explodierten Sprengkörpern gesäubert".