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Ukraine-Krise Armee schnürt Separatisten in Deonezk ein

Die ukrainische Armee hat mehrere Stützpunkte der Separatisten angegriffen. Auch ein Krankenhaus und ein Hochsicherheitsgefängnis wurden getroffen. Mehrere Häftlinge nutzten den Angriff zur Flucht.

Mit schwerer Artillerie haben Regierungseinheiten in der umkämpften Ostukraine erneut Stellungen der Separatisten in Donezk beschossen. Nach heftigem Granateneinschlag seien Krankenwagen und Löschfahrzeuge zu den betroffenen Vierteln gerast, teilte die Verwaltung der Großstadt am Montag mit. Über einigen Stadtteilen stehe dichter Rauch. Es waren Explosionen zu hören, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Panzer der prorussischen Milizen seien durch das Zentrum der Stadt gefahren.

Ein Hochsicherheitsgefängnis wurde den Angaben zufolge durch Artilleriebeschuss beschädigt. Ein Insasse sei getötet und drei weitere verletzt worden. Daraufhin sei es zu einer Meuterei in der Haftanstalt gekommen. In der anschließenden Panik seien mehr als 100 Häftlinge geflohen. Etwa 30 von ihnen seien wenig später zurückgekehrt, sagte ein Sprecher der Strafvollzugsbehörde. Ein Häftlingsei ums Leben gekommen, 18 Straftäter wurden verletzt. Durch Artilleriebeschuss wurde auch ein Krankenhaus teilweise zerstört.

Armee kurz vor Einnahme von Donezk

"Mehrere Stützpunkte der Terroristen wurden attackiert", teilte ein Armeesprecher in Kiew mit. Das Militär ziehe den Belagerungsring immer enger. Die prorussischen Aufständischen erwiderten das Feuer. Sie fordern eine Waffenruhe und verweisen auf die schwierige Lage der Zivilbevölkerung.

Die ukrainische Armee steht nach eigenen Angaben kurz vor der Einnahme der Rebellenhochburg. Die Truppen hätten beträchtlich an Boden gewonnen und einen Keil zwischen die separatistischen Kämpfer getrieben, sagte Militärsprecher Andrii Lysenko. Die Regierungstruppen hätten nun Donezk von der anderen Rebellenhochburg Luhansk an der Grenze zu Russland abgeschnitten. "Die Truppen des Anti-Terror-Einsatzes bereiten sich auf den letzten Schritt zur Befreiung von Donezk vor", sagte Lysenko der Nachrichtenagentur Reuters. "Unsere Soldaten haben Donezk komplett von Luhansk abgeriegelt", sagte er. "Wir arbeiten daran, beide Städte zu befreien, aber es ist besser, zuerst Donezk zu befreien - es ist wichtiger."

Schwierige humanitäre Lage

Die Regierung in Kiew hatte am Sonntag eine Feuerpause im Kampf gegen die prorussischen Separatisten abgelehnt. Diese hatten sich zu einer Waffenruhe bereiterklärt, um der Bevölkerung in den belagerten Städten Donezk und Luhansk zu helfen. Sie relativierten dieses Angebot später jedoch. Die Separatisten kämpfen seit Monaten für eine Abspaltung der Industrieregion von der Ukraine. Bei den Gefechten mit den Regierungstruppen sind sie in die Städte Donezk und Luhansk zurückgedrängt worden.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach angesichts rasant steigender Opferzahlen und einer zerstörten Infrastruktur von einer schwierigen humanitären Lage in den Separatistenhochburgen Donezk und Lugansk. Falls allerdings Russland wie beabsichtigt Hilfsgüter in das Konfliktgebiet schicken wolle, dürfe dies nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Ukraine geschehen, betonte er. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, Moskau spreche mit der Ukraine und dem Internationalen Roten Kreuz über Lieferungen etwa von Medikamenten in das krisengeschüttelte Nachbarland.

Die Führung in Kiew und der Westen verdächtigen Moskau, unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe Soldaten zur Unterstützung der Aufständischen entsenden zu wollen. Die Ukraine warnt seit Monaten vor angeblichen Einmarschplänen Russlands. Eine Kolonne von Armeefahrzeugen sei unter der Behauptung, humanitäre Güter zu transportieren, am Wochenende bis fast auf ukrainisches Gebiet vorgedrungen, sagte der Vizechef der Präsidialverwaltung in Kiew, Waleri Tschaly. "Sie wollten den totalen Konflikt provozieren", meinte er. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies dies mit Nachdruck zurück.

Angeblich alle Opfer von MH17-Absturz geborgen

Am Absturzort des malaysischen Flugzeugs MH17 teilten die militanten Gruppen mit, alle Leichen und privaten Gegenstände der 298 Opfer geborgen zu haben. "Wir haben die letzten Überreste unter Wrackteilen entdeckt und der ukrainischen Seite übergeben", sagte Separatistenführer Andrej Purgin. Seine Leute hätten das Trümmerfeld bei Grabowo komplett abgesucht.

Von internationalen Experten gab es zunächst keine Bestätigung. Die Helfer hatten das Gebiet nach dem mutmaßlichen Abschuss der Boeing am 17. Juli abgesucht, mussten den Absturzort aber zuletzt wegen zunehmender Gefechte verlassen.

Russland warf der Ukraine erneut den Beschuss seines Grenzgebiets vor. In der Region Rostow seien mehrere Granaten eingeschlagen, teilte der für den Grenzschutz zuständige Inlandsgeheimdienst FSB mit. Die Munition sei nur 300 Meter von einem Wohnhaus entfernt detoniert. Russland hatte in den vergangenen Wochen wiederholt Beschuss von ukrainischer Seite beklagt. Dabei starb mindestens ein Zivilist, mehrere Häuser wurden beschädigt.

kup/Reuters/AFP/DPA DPA Reuters

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