"Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling sieht Putin als Gefangenen der eigenen Propaganda

Russlands Präsident Waldimir Putin
Die Rhetorik des russischen Präsidenten Wladimir Putin wird immer aggressiver
© Vladimir Astapkovich / Sputnik / DPA
Russlands Präsident Wladimir Putin hat mit seiner ideologischen Propaganda eine Bewegung losgetreten, die ihm nach Ansicht des Sicherheitsexperten Christian Mölling gefährlich werden kann.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat mit seiner ideologischen Propaganda eine Bewegung losgetreten, die ihm nach Ansicht des Sicherheitsexperten Christian Mölling gefährlich werden kann. "Putin schwört alle immer tiefer auf einen ideologischen Krieg ein", sagte Mölling am Dienstag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage". Dies sei sehr riskant. Putin könnte mitgerissen werden von denen, die er vor seinen Karren gespannt habe.

Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik warnte: "Das ist eine ganz fatale Geschichte." Es funktioniere für die russische Führung immer weniger, den Krieg in der Ukraine als militärische Spezialoperation darzustellen. Putin stelle sich immer stärker auf die Seite von ultranationalistischen Kräften wie dem in Sankt Petersburg getöteten Blogger, den der Präsident postum mit einem Orden auszeichnete.

Wladimir Putin verbal immer aggressiver

"Man muss die ideologische Mobilisierungskapazität immer weiter hochjazzen", sagte Mölling zu den Zwängen des russischen Regimes. Die Rhetorik gegenüber dem Westen nähere sich mittlerweile der Beschreibung eines Kriegszustandes. Er argumentierte, dass es in Russland natürlich Eliten gebe, deren Unterstützung für Putin davon abhänge, dass sie materiell profitieren. Aber es gebe eben auch diejenigen, "die auf der ideologischen Schiene unterwegs sind und mit Putin zusammen den Traum eines Groß-Russland träumen". Die wollten letztlich sehen, dass Russland Gebiete erobere.

Keine militärischen Erfolge für Russland

Militärisch sei die Lage für die russischen Streitkräfte aber schwierig. "Irgendwann ist der Kulminationspunkt erreicht", sagte Mölling angesichts der stockenden und extrem verlustreichen Winteroffensive der russischen Streitkräfte. Zudem steige die Gegenwehr, "so dass man militärisch überhaupt nicht mehr vorankommt".

Im Westen sei Russland vor Beginn des Krieges auf ganz verschiedenen Ebenen als viel fähiger eingeschätzt worden, als es sich nun erwiesen habe. "Das einzige Mittel, das sie haben, ist rohe Gewalt." Der Verlauf des Krieges habe gezeigt, dass man dem etwas entgegensetzen könne. Die Drohung des russischen Außenminister Sergej Lawrow, hart gegen die Europäische Union durchzugreifen, bezeichnete Mölling als Bluff. "Wenn es möglich gewesen wäre, mehr in die Waagschale zu werfen, hätte Russland das doch längst getan", sagte er.

cl