Ukraine – die Lage Militärexperte Masala erwartet Großangriff nach Ostern

Podcast Ukraine - Die Lage - ukrainische Soldaten bereiten sich vor
Ukrainische Soldaten bereiten sich nahe Charkiw auf eine Großoffensive der russischen Streitkäfte vor, die Carlo Masala nach Ostern erwartet.
© Andrew Marienko / AP / DPA
Der Ostukraine steht ein Großangriff der russischen Streitkräfte bevor. Dass diese "massiv vorbereitet" werde, berichtete Österreichs Bundeskanzler Nehammer aus seinem Gespräch mit Putin. Militärexperte Carlo Masala erwartet die Offensive nach Ostern.

Der Militärexperte Carlo Masala erwartet nach Ostern einen Großangriff der russischen Streitkräfte im Osten der Ukraine. Die Verstärkung und Umgruppierung der Truppen werde bald abgeschlossen sein, sagte er am Dienstag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage".

Wann der Angriff dann beginne, hänge von vielen Faktoren ab – bis hin zum Wetter. Aber es werde schnell gehen. "Dann ist es eine politische Frage, wann diese Großoffensive beginnt – aber ich denke, länger als eine Woche wird es nicht dauern", sagte der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München.

Sieg zur Parade am 9. Mai nicht realistisch

Er rechnet nicht damit, dass die russischen Verbände schnelle Erfolge erreichen werden. Die russische Führung habe sicherlich das Ziel, am 9. Mai – dem Jahrestag des Sieges über das nationalsozialistische Deutschland – einen Sieg vorweisen zu können. "Das sieht aber nicht sehr realistisch aus", sagte er.

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Mit der Ernennung des neuen Kommandeurs Alexander Dwornikow habe Putin seinen Truppen zwar eine einheitliche Kommandostruktur gegeben, aber die löse auch nicht die massiven Probleme der Armee mit Logistik, Material und Personal, die in den letzten Wochen erkennbar geworden seien.

Chemiewaffen-Einsatz würde Druck auf Nato erhöhen

Masala sagte, falls die Russen chemische Waffen einsetzen sollten, werde das die Diskussion in den westlichen Gesellschaften verändern. "Der Druck auf die Regierungen, dann zu einem aktiven Eingreifen der Nato zu kommen, würde sich erhöhen", sagte Masala. Bislang stehe die Nato aber zu ihrer Linie, auf keinen Fall Kriegspartei zu werden. Dabei hätten es die Nato-Staaten jedoch letztlich nicht in der Hand, wie Putin auf mögliche Schritte des Westens reagiert.

Prof. Dr. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München
© Imago Images

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. 

Mit Sorge wies Masala auf Signale aus Russland hin, dass die verkündeten Ziele – insbesondere die "Demilitarisierung und Entnazifizierung" der Ukraine – von Russland auf jeden Fall weiter verfolgt würden. Es bestehe die Gefahr, dass ein Waffenstillstand von Russland nur als strategische Pause genutzt werde, um später einen erneuten Angriff auf die Ukraine zu unternehmen. "Dieser Krieg kann nur militärisch gewonnen werden", sagte Masala.

dho