TV-Interview Ukraines First Lady Selenska: Wenn wir Gebiete abgeben, geben wir unsere Freiheit ab

Ukraines Präsidentengattin Olena Selenska
Ukraines Präsidentengattin Olena Selenska
© Ukraine Presidency/Ukrainian Pre/ / Picture Alliance
Die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olena Selenska, hat dem US-Fernsehsender ABC ein Interview gegeben. Sie sprach über den Krieg in der Ukraine, dessen Folgen und über den Kampf um Territorien.

Olena Selenska, Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und First Lady der Ukraine, hat dem US-Fernsehsender ABC ein exklusives Interview zur Lage in ihrem Land gegeben. Die 44-Jährige sprach unter anderem über die Kämpfe um Gebiete in dem Land.

"Man kann einfach nicht Teile seines Territoriums aufgeben. Es ist, als würde man eine Freiheit abgeben", sagt Selenska. "Selbst wenn wir Territorien aufgeben würden, würde der Angreifer nicht damit aufhören. Er würde weiter Druck machen, er würde immer mehr Schritte nach vorne starten, immer mehr Angriffe auf unser Territorium", sagt sie.

Eine Frage, die ihr neunjähriger Sohn ihr oft stelle, sei, wann der Krieg, der jetzt bald schon 100 Tage andauert, enden werde. "Leider glaube ich nicht, dass irgendein Ukrainer diese Frage beantworten könnte."

Olena Selenska will ihren Mann unterstützen

Für den Sohn auch schwer: die Trennung vom Vater, dem Präsidenten. "Wir haben uns am ersten Tag verabschiedet", erzählt Selenska. "Und in den nächsten zwei Monaten hatten wir nur die Möglichkeit, am Telefon miteinander zu sprechen."

Sie sei aber stolz, dass die Welt die "wahre Identität" ihres Mannes sehen konnte. Olena und ihr Mann Wolodymyr trafen sich während des Studiums und sind fast 20 Jahre verheiratet. Sie und die Familie würden ihn unterstützen, wo und wie sie nur könnten, so Selenska im ABC-Interview. "Wenn er eines Tages sagen würde: 'OK, ich werde als Astronaut ins All fliegen', dann müsste ich mit ihm fliegen", erklärt sie lachend.

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Auch wenn sie sich nicht so mutig wie ihr Ehemann fühle, so Selenska, wolle sie "weiter daran zu arbeiten, meinen eigenen Teil dazu beizutragen, um unserem Sieg näher zu kommen". Ihr sei klar geworden, dass sie stark und mutig sein müsse. Und dass sie ihren Mann unterstützen müsse.

Selenska beeindruckt von ukrainischen Frauen

Ein Luftalarm unterbricht das Interview, als Selenska mit Interviewerin und Moderatorin Robin Roberts über die weltweite Unterstützung für die Ukraine spricht. Als alles vorbei ist, sagt Selenska: "Es ist wirklich wichtig, weil man das Gefühl hat, nicht allein zu sein." Sie und die Ukraine seien dankbar für die Hilfen, die die Ukraine bisher erhalten habe und dass sie "auf weitere Hilfe hoffen und warten".

In dem nun mehr als drei Monate andauernden Krieg Russlands gegen die Ukraine machte die First Lady auch auf Frauen aufmerksam, die für die Ukraine kämpfen. "Ich dachte immer, dass ukrainische Frauen die besten sind. Und ich war wirklich stolz darauf, wie sich die ukrainischen Frauen während des Krieges verhalten haben", sagt sie. "Jetzt bin ich stolz darauf, dass die ganze Welt das wahre Gesicht der ukrainischen Frauen gesehen hat." Auf Instagram postete Selenska Bilder von Frauen während de Krieges.

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Besonders habe sie die Geschichte einer Entbindungsschwester im belagerten und hart umkämpften Mariupol bewegt. "Trotz all der Bombenangriffe hat sie weitergearbeitet", so Selenska. "Es gab keine Wasserversorgung. Es gab keine Stromversorgung. Und sie arbeitete weiter, bis diese Entbindungsklinik vollständig zerstört war."

Bild von Olena Selenska wird in den sozialen Medien verbreitet – handelt es sich bei dem Foto um einen Fake?
Bild von Olena Selenska wird in den sozialen Medien verbreitet – handelt es sich bei dem Foto um einen Fake?
Foto im Internet verbreitet: Nein, dieses Bild zeigt nicht die First Lady der Ukraine in Uniform

"Wie kann man diese Morde anders sehen?"

Doch auch das Leid ihrer Landsleute geht ihr nah, besonders das der vielen Kinder, die durch den Krieg traumatisiert wurden. "Wir müssen den Menschen helfen, das durchzustehen. Wir müssen den Menschen psychologisch und mental auf jede erdenkliche Weise helfen." Dafür wolle sie ein nationales Programm starten.

Und was würde sie den Menschen in Russland gerne sagen? "Wann immer wir versuchen, ihnen eine Frage zu stellen oder eine Nachricht weiterzuleiten, neigen sie dazu zu antworten, dass man andere Informationen habe. … Oder sie sagen vielleicht, dass wir andere Standpunkte zu der Situation haben", sagt sie. "Aber wie kann man diese Morde anders sehen?"

Man solle sich zudem nicht an den Krieg und den Schmerz, den er verursacht, gewöhnen, so Selenska. "Und denken Sie nicht, dass es einen Grund gibt, diesen Krieg zu beginnen. Denn das würde bedeuten, dass die russische Propaganda für sie arbeitet. Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie hören und gewöhnen Sie sich nicht an diesen Krieg."

rw