Unruhen Erste Deutsche verlassen Togo

Nach der Ausreiseaufforderung des Auswärtigen Amtes verlassen die ersten Deutschen das westafrikanische Land Togo.

Sie wurden aufgefordert, sich bei deutschen Vertretungen in den Nachbarländern zu melden, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Samstag mitteilte. Die Ausreise etwa nach Ghana sei derzeit relativ unproblematisch.

Angriff auf Goethe-Institut

Die seit Tagen anhaltenden Unruhen in Togo haben auf das Goethe-Institut in Lome übergegriffen. Mehrere vermummte Männer stürmten in der Nacht zum Freitag gegen 1.00 Uhr das Gebäude, schossen auf Sicherheitskräfte und setzten die Bibliothek in Brand. Verletzt wurde niemand, wie Institutsdirektor Herwig Kempf mitteilte. Das Auswärtige Amt in Berlin bestellte den Botschafter des westafrikanischen Landes ein und protestierte gegen die Vorfälle. Der togoische Staatschef Faure Gnassingbe verurteilte die jüngste Welle der Gewalt.

Er war am vergangenen Sonntag zum Präsidenten gewählt worden. Nach der Abstimmung weigerte sich die Opposition, den von der Wahlkommission erklärten Sieg des Regierungskandidaten Gnassibe anzuerkennen - dem Sohn des Anfang Februar verstorbenen Präsidenten Gnassingbe Eyadema, der Togo 38 Jahre lang regierte. Bei den folgenden Unruhen kamen bis Donnerstagabend mindestens 22 Menschen ums Leben. Nach UN-Angaben sind bereits 6000 Togoer in die Nachbarländer Benin und Ghana geflohen.

Keine Bürgerkriegsgefahr

Gnassingbe wies die Gewalt und insbesondere die Übergriffe auf Ausländer als unannehmbar zurück. Die Opposition müsse das Wahlergebnis akzeptieren, sobald dieses vom Obersten Gerichtshof bestätigt sei, sagte der offizielle Wahlsieger der Pariser Zeitung "Le Monde". Die Gefahr eines Bürgerkriegs sehe er jedoch nicht.

Das erst vor einem halben Jahr renovierte und wieder eröffnete Goethe-Institut brannte infolge des Angriffs im Untergeschoss völlig aus. Die Wachleute und der Hausmeister konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Wie Instituts-Sprecherin Susanne Sporrer in München mitteilte, zerstörten die Angreifer systematisch die Außenbeleuchtung, ehe sie sich gewaltsam Zugang verschafften. In der Bibliothek und den angrenzenden Klassenzimmern legten sie Feuer und zertrümmerten Mobiliar und Computer. Auch ein Dienstwagen wurde völlig zerstört.

Erheblicher Sachschaden

Die Feuerwehr verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf das Obergeschoss. Möglicherweise sei aber die Statik des Hauses in Mitleidenschaft gezogen, sagte Sporrer. Der Schaden belaufe sich auf mehrere hunderttausend Euro.

Bei dem Gespräch mit dem togoischen Botschafter in Berlin äußerte das Auswärtige Amt laut Sprecherin Antje Leendertse die Erwartung, dass die Regierung in Lome alles tun werde, die Urheber zu ermitteln und weitere Überfälle zu unterbinden. Leendertse wies darauf hin, dass Außenminister Joschka Fischer wegen der Unruhen in den letzten Tagen bereits mit den Außenministern Frankreichs und Togos telefoniert habe. Auch die EU habe "große Besorgnis" angesichts der anhaltenden Gewalt zum Ausdruck gebracht.

Sporrer zufolge wurde das Institut in Togo bisher noch nie angegriffen. Über die Motive könne nur spekuliert werden. Instituts-Leiter Kempf wies allerdings darauf hin, dass sich der frühere togoische Innenminister Francois Boko in die Deutsche Botschaft in Lome geflüchtet hat. Er hatte schon vor der Präsidentenwahl am vergangenen Sonntag vor Unruhen gewarnt.

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